19.08.2021 , 06:04:00 Uhr - Jugend - khe
(PM DHB). Welch‘ ein Start, welch‘ ein Kampf und welch‘ eine Moral: Die deutschen Junioren sind bei der U19-Europameisterschaft in Kroatien auf Medaillenkurs und hüpften auch am Mittwochabend durch die Halle in Koprivnica. Durch einen bis zum Abpfiff hart umkämpften 26:23 (13:9)-Erfolg gegen die zuvor verlustpunktfreien Gastgeber im letzten Hauptrundenspiel feierte die Truppe von Bundestrainer Martin Heuberger den vierten Sieg im fünften Turnierspiel, blieb ungeschlagen und zieht als Gruppensieger ins Halbfinale gegen Spanien am Freitag, voraussichtlich um 17.30 Uhr, ein (live auf sportdeutschland.tv).
Bester Werfer war Nico Schöttle (SG Pforzheim/Eutingen) mit sechs Toren, als bester deutscher Spieler wurde Torwart Lasse Ludwig ausgezeichnet, der die meisten seiner elf Paraden vor der Pause zeigte - aber auch am Ende einige wichtige Bälle abwehrte.
Der Einzug ins Halbfinale hatte sogar schon vor dem Anwurf festgestanden, da die DHB-Auswahl wie Gegner Kroatien durch den vorherigen 31:27-Erfolg von Portugal gegen Dänemark einen der ersten beiden Plätze in der Gruppe schon sicher hatte. Am Dienstag hatte Deutschland im ersten Hauptrundenspiel Portugal mit 34:30 besiegt. Im zweiten Halbfinale am Freitag kommt es zum Nachbarschaftsduell zwischen Kroatien und Slowenien. Die Spanier hatten sich durch den 32:25-Sieg gegen Island am Mittwochabend Platz zwei in der Parallelgruppe hinter den wie Deutschland weiter ungeschlagenen Slowenen gesichert.
„Nach dieser Leistung, vor allem in der Anfangsphase, bin ich ein bisschen sprachlos“, gab Heuberger nach dem Abpfiff zu. Der Bundestrainer war verständlicherweise voll des Lobes für seine Mannschaft: „Wir kannten das Ergebnis von Portugal gegen Dänemark und wussten, dass wir weiter waren, aber wir hatten uns einen Sieg vorgenommen, um die Gruppe als Erster zu beenden und auch in unserem Rhythmus zu bleiben. Die Jungs haben super-engagiert gearbeitet, gerade in der Abwehr. Und was durchkam, hat Lasse Ludwig weggemacht. Das freut mich besonders, dass wir zwei so starke Torhüter haben, die sich super ergänzen. Das macht das Team insgesamt aus. Aufgrund der vielen Verletzungen mussten andere in die Bresche springen, wie Leon. Alle haben alles gegeben, es freut mich, wie die Jungs als Team harmonieren.“
Die deutsche Mannschaft musste auf Niclas Heitkamp verzichten, der sich gegen Portugal eine Fußverletzung zugezogen hatte, Fynn Nicolaus war bereits am Sonntag nach einer Schulterverletzung nach Hause geflogen.
Motiviert durch den vorzeitigen Einzug in Halbfinale legte die deutsche Mannschaft gegen die favorisierten Kroaten los wie die Feuerwehr. Nach sechs Minuten hieß es 4:0, in der 13. Minute führte Deutschland 8:3 und beim 10:3 (17.) deutete sich ein Kantersieg an. Heuberger begann im Gegensatz zum Portugal-Spiel am Vortag früh zu wechseln, die Kroaten kämpften sich bis zur Pause auf 9:13 heran, und verkürzten gleich nach dem Wechsel durch einen Dreierpack auf 12:13 - der Bundestrainer nahm seine frühe Auszeit.
Kroatien gelang beim 14:14 sogar der Ausgleich, doch die DHB-Auswahl fand danach wieder Mittel und Wege, um die Führung zu halten - absetzen konnte man sich aber bis zum Schluss nicht mehr. Beim 24:20 sieben Minuten vor dem Ende schien eine Vorentscheidung zugunsten der deutschen Mannschaft gefallen, doch in Überzahl kamen die Kroaten wieder auf 22:24, und dann sogar auf 23:24, heran. Die Partie drohte zu kippen, denn der kroatische Torwart Dominik Kuzmanovic wurde immer stärker.
Aber dann war Renars Uscins zur Stelle: der bislang beste deutsche EM-Torschütze, der gegen die Kroaten etwas geschont wurde, fing ganz clever einen kroatischen Pass ab, startete zum Gegenstoß und erzielte mit seinem vierten Treffer in der 57. Minute das ganz wichtige 25:23. Im Gegenzug leisteten sich die Kroaten einen erneuten technischen Fehler, Florian Kranzmann sprintete dazwischen - und stellte mit dem 26:23 weniger als zwei Minuten vor dem Ende auf Sieg. Als dann Torwart Lasse Ludwig den nächsten kroatischen Wurf parierte, war der Erfolg eingetütet.
Genau eine Woche nach der weiblichen U 17 des DHB (die am Ende in Montenegro Silber gewann) kann wieder eine deutsche Nachwuchsmannschaft ins Endspiel einer Europameisterschaft einziehen. „Von Spanien habe ich noch keine Ahnung, aber wir werden schauen, was möglich ist. Wert in Halbfinale steht, will natürlich auch ins Endspiel“, hat Heuberger als Parole für Freitag ausgegeben.
Kroatien - Deutschland in Koprivnica 23:26 (9:13)
Deutschland: David Späth (Rhein-Neckar Löwen), Lasse Ludwig (Füchse Berlin/11 Paraden) - Florian Kranzmann (2/1 Tore/TSV GWD Minden), Nico Schöttle (6 Tore/SG Pforzheim/Eutingen), Robert Kraß (Rhein-Neckar Löwen/2 Tore), Luca Klein (VfL Eintracht Hagen/1 Tor), Aron Seesing (TSV Bayer Dormagen/2 Tore), Lennart Leitz (TSV Bayer Dormagen/2 Tore), Renars Uscins (3 Tore/Bergischer HC/SC Magdeburg), Niclas Heitkamp (n.e./SC DHfK Leipzig), Nico Bratzke (1 Tor/VfL Eintracht Hagen), Stephan Seitz (4 Tore/TuS Fürstenfeldbruck/1 Tor), Tim Freihöfer (1/1 Tor/Füchse Berlin), Justus Fischer (2 Tore/TSV Burgdorf), Sören Steinhaus (TSV Bayer Dormagen), Leon Ciudad Benitez (THK Kiel/TSV Altenholz)