11.12.2004 , 00:00:00 Uhr - Information - on

Carsten Ohle rettet einen Punkt

Mit einem gehaltenen Siebenmeter in der Schlußsekunde hat Torhüter Carsten Ohle den Füchsen beim Auswärtsspiel in Wuppertal das 23:23 (13:12) und somit einen Punkt gerettet. In einem Wechselbad der Gefühle für beide Teams gab es am Ende eine gerechte Punkteteilung, die Wuppertal weniger schmeckte als den Berlinern. Nach Ohles erneuter Heldentat feierten die Füchse ihren Torhüter überschwänglich.


Ohne Trainer Georgi Sviridenko reisten die Berliner ins Bergische Land. Der Trainer musste zur Klärung dringender privater Angelegenheiten in seine weißrussische Heimat fliegen und wird nicht vor Dienstag zurückerwartet. Nach einer langen Busfahrt begann das Spiel ohne Trainer und letztlich auch ohne Füchse, die die Anfangsphase der Partie völlig verschliefen und nach einem Fehlwurf-Festival bereits nach acht Minuten mit 0:5 hinten lagen. Das erste Berliner Tor durch Jonathan Rivera, ein wütender Schlagwurf, wirkte da wie eine Befreiung. Plötzlich agierten die Füchse nicht nur in der Abwehr aggressiver, sondern waren endlich auch vorne treffsicher. Schöne Spielzüge und Tempogegenstöße brachten die Füchse ins Spiel zurück, spätestens beim 9:9 in der 24. Minute durch Berlins Besten Jens Deffke wurde deutlich, dass ein packender Handballabend bevorstand. Zu dem Zeitpunkt hatte sich leider Dennis Mathews am Rücken verletzt und konnte erst nach langer Behandlungspause in der Schlussphase wieder eingreifen.

Als Stefan Matz zu Beginn der zweiten Halbzeit unter größter Bedrängnis einen Tempogegenstoß zur ersten Berliner Führung verwandeln konnte, begann die spannende Phase dieses Spiels. Immer wieder legten die Füchse ein Tor vor, nutzen nun auch spielerische Elemente, um zum Torerfolg zu kommen. Insbesondere Jörg Hok, in der Abwehr bärenstark, nutze die vielen Anspiele von Deffke, Pohlack oder Rivera zu drei sehenswerten Kreistoren. So erspielten sich die Füchse Mitte der zweiten Hälfte einen Drei-Tore-Vorsprung und sahen sich auf der Siegerstraße.

Doch die Aufholjagd hatte zu viel Kraft gekostet, nach dem 18:21 (49.) für Berlin durch einen Knaller von Jens Deffke, blieben die nun merklich erschöpften Berliner acht Minuten ohne Torerfolg. Ein technischer Fehler von Rivera, ein klares Stürmerfoul von Pieper, ein umstrittenes Stürmerfoul von Mathews, ein von Wuppertals Torhüter glänzend gehaltener Rivera-Schlagwurf und einer von fünf Fehlversuchen von Stefan Matz auf Außen - plötzlich führte Wuppertal unter dem Jubel der etwa 400 Zuschauer mit 23:21. LTV-Trainer Jan Niehrstedt machte nun alles richtig, nahm eine Auszeit, um sein Team auf die letzten 160 Sekunden einzustimmen. Bei Wuppertaler Ballbesitz so kurz vor dem Abpfiff war das Spiel für Berlin eigentlich verloren.

Jens Deffke sah das ganz anders, zauberte in der Abwehr dem Wuppertaler Spielmacher Selmanovic den Ball aus der Hand und sorgte mit seinem Tempogegenstoß für den Anschlusstreffer. Neunzig Sekunden vor dem Abpfiff war der Füchse-Kapitän und heutige Spielertrainer wieder zur Stelle, lief unter größter Bedrängnis den Tempogegenstoß und schaffte es, quasi im Querflug den Ball an Torwart Ingo Förster vorbei zu schummeln. Ausgleich!

Reinarz bekam zudem eine Zwei-Minuten-Strafe, aber noch hatte Wuppertal 40 Sekunden Zeit für den Siegtreffer. Die Berliner Deckung arbeitete, Wuppertal konnte sich keine klare Wurfposition erarbeiten, aber nacheinander erhielten Rivera (29:43 Minuten) und Deffke (29:56 Minuten) eine Zeitstrafe.

Dann folgte Carsten Ohles allergrößter Moment in diesem Spiel. Er hatte bereits drei Siebenmeter im Verlauf des Spieles abwehren können, diesmal trat ihm Kim Neuenhofen gegenüber. Ohle blieb Sieger und rettete damit den Füchsen wenigstens einen Punkt. "Wir hätten eigentlich beim 19:16 für uns den Sack zumachen müssen", sagte der Held des Abends später, "aber dafür fehlte etwas die Kraft." Gewohnt bescheiden wehrte er jegliche Glückwünsche ab, die Mannschaft habe sich den Punkt erarbeitet.

"Heute hat jeder für jeden gekämpft", war auch Jens Deffke froh über den Punktgewinn. "Nach der langen Busfahrt hatten wir noch dicke Beine in den ersten Minuten, aber wir haben dann eine ordentliche Aufholjagd geschafft. Wenn man bedenkt, dass Matz die ganze Woche krank war und Viktor Pohlack mit einem dicken Schnupfen gespielt hat, können wir sehr zufrieden sein. Für uns ist das ein schöner dritter Advent."

Wuppertals Trainer Jan Niehrstedt war weniger glücklich. "Wir können nicht zufrieden sein mit dem Punktgewinn. Nach einer starken Anfangsphase haben wir zwischen der 15. und 45. Minute aufgehört zu decken. Vielleicht war der schnelle Vorsprung nicht gut für uns. Wir haben uns dann selber in Rückstand gebracht, sind dann aber wieder aufgewacht. Zwei Minuten vor dem Ende hatten wir bei Ballbesitz eigentlich gewonnen, aber es fehlte uns erneut die nötige Cleverness, die Zeit runterzuspielen oder eine klare Wurfchance herauszuarbeiten." Man dürfe jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken, immerhin habe man gegen den Tabellensiebten einen Punkt geholt. Gegen Dessau nächste Woche müsse man nun aber dringend gewinnen, sagte der enttäuschte Trainer der Wuppertaler

Tröstende Worte fand später noch Jens Deffke für seinen "Trainerkollegen": "Wir haben in unserer Aufstiegssaison bis Weihnachten nur vier Punkte geholt, da läuft es für Wuppertal jetzt schon ein wenig besser. Die Mannschaft hat in der Rückrunde noch genügend Möglichkeiten zu punkten, so wie wir damals, als wir uns erst spät den Klassenerhalt mit einer tollen Serie sicherten."

Beeindruckend war an diesem Handballabend erneut der Berliner Wille. Das Team ackerte und kämpfte um jeden Ball uund wurde am Ende dafür mit wenigstens einem Punkt belohnt. Herausragend waren neben Carsten Ohle und Jens Deffke, der acht Tore warf, auch Jörg Hok in der Abwehr. 23 Gegentore sind ein Beweis für gute Abwehrarbeit.

LTV Wuppertal - Füchse Berlin 23:23 (13:12)

Tore Wuppertal: Kluge 4, Reinarz 4, Neuenhofen 4, Selmanovic 3, Weinheimer 3/2, Aschenbroich 2, Gregorz 2, Meincke 1

Tore Füchse: Deffke 8, Pohlack 4, Matz 3, Hok 3, Mathews 3/1, Rivera 2

Siebenmeter: 2/6 - 1/1

Zeitstrafen: 4 - 8 Minuten

Beste Spieler: Förster, Kluge, Reinarz - Ohle, Deffke, Hok

Spielfilm: 5:0 (8.), 6:4 (13.), 9:6 (21.), 9:9 (24.), 12:10 (27.), 12:12 (30.), 13:12 (HZ) - 13:14 (35.), 16:17 (40.), 16:19 (42.), 18:21 (49.), 23:21 (57.), 23:23 (EN)

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