09.01.2024 , 11:39:00 Uhr - Jugend - HBL / khe
Und der Erfolg gibt dem Berliner Weg recht: Es war die Krönung in ihrem Revier, im Sextett haben sie nach der WM-Trophäe gejagt – und am Ende haben diese sechs jungen Spieler auch zugebissen: Weltmeister mit der U21, vor ihrem Publikum in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle. Im Fokus der fünften Folge stehen WM-MVP Nils Lichtlein, Tim Freihöfer, Matthes Langhoff sowie Torwart Lasse Ludwig. Moritz Sauter und Max Beneke, die vorrangig in der 2. HBL im Trikot des Füchse Kooperationspartner 1. VfL Potsdam auflaufen, werden in einer weiteren Folge thematisiert. Hier geht es zur aktuellen Folge: https://www.youtube.com/watch?v=8TjW78-utTU
Zusammengenommen bildeten die Berlin- und Potsdam-Spieler im Team von U21-Bundestrainer Martin Heuberger das Skelett und glauben fest an ihre Zukunft. Wichtiger Macher hinter dieser Erfolgsgeschichte ist Bob Hanning – in Personalunion Nachwuchstrainer der Füchse, Zweitligatrainer beim 1. VfL Potsdam und Geschäftsführer beim Berliner Erstligisten: „Die Idee ist vor knapp 20 Jahren entstanden: einen Handball-Verein aufzubauen, der auf Augenhöhe Profisport und Jugend-Sport betreibt. Wir hatten das große Glück, dass wir im Sportforum in Hohenschönhausen, in unserem jetzigen Füchse-Town, Dinge aus alten DDR-Zeiten vorgefunden haben: Olympiastützpunkt, Internat, Schule, alles an einem Fleck.“
Im Füchse-Town, wo in den vergangenen Jahren 13 deutsche B- und A-Jugendmeisterschaften gefeiert wurden, bietet sich Talenten die Chance fernab der Heimat Schule, Studium und Profi-Handball unter einen Hut zu bringen. Die Nachwuchsspieler sehen jeden Tag jene Spieler, die den Sprung geschafft haben – und nun Vorbilder sind, wie Paul Drux oder Fabian Wiede. Sie sehen aber auch Spieler wie Nils Lichtlein, der als 16-Jähriger nach Berlin kam, seinen Weg machte, bei der U21-WM als MVP ausgezeichnet wurde und nun – sechs Monate später - im Kader der A-Nationalmannschaft steht, Nominiert für die Heim-EM. Diesen Weg wollen sie alle gehen im Füchse Town.
„MVP geworden zu sein, ist kein Druck für mich. Es ist eine Auszeichnung und wird es auch immer bleiben. Aber im Endeffekt war es „nur“ bei der Junioren-WM. Und es freut mich zwar, da im Vergleich mit den Gleichaltrigen gewählt worden zu sein, aber jetzt sind wir im Männerbereich angekommen. Das sind andere Kaliber“, sagt Lichtlein voller Selbstvertrauen und Demut. Und weiter: „Ich saß 2007 bei der Heim-WM vor dem Fernseher, und habe seitdem geträumt für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Und deswegen ist das ein kleiner Traum, der da in Erfüllung gegangen ist. Hoffentlich aber auch nur ein Schritt in die Richtung, in die es am Ende gehen soll.“
Die Nachwuchsarbeit bei den Füchsen Berlin dreht sich aber nicht nur um Werfen, Fangen und Tore erzielen, der Ansatz geht viel weiter: „Ganz viele junge Menschen kommen mit 14 Jahren zu uns und dann finde ich, ist es nicht damit getan, dass man gute Handballer aus ihnen macht, sondern wir übernehmen ja ganz, ganz viel Verantwortung. Sie sind mehr mit uns zusammen als mit ihren Eltern“, sagt Hanning: „Es ist uns wichtig, dass die Spieler ganzheitlich ausgebildet werden, dass wir mit ihnen in die Diskussion gehen, auf Augenhöhe versuchen sie in die Verantwortung zu nehmen, füreinander einzustehen und auch aufeinander aufzupassen. Das sind die Leitbilder, die wir haben.“
Dabei ist natürlich auch für die jungen Spieler wichtig, dass neben dem Handball auch die schulische Ausbildung nicht zu kurz kommt – dafür steht das Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB), die in Sachen Sport erfolgreichste Schule Deutschlands. Auch im Handball. Schließlich wurde das von Hanning trainierte SLZB-Team Schul-Weltmeister. „Als Eliteschule des Sports sind wir natürlich aufgerufen, mit unseren Kooperationspartnern im Sport ganz eng zusammenzuarbeiten. Die Kooperation mit den Füchsen Berlin besteht schon seit über zehn Jahren. Uns ging es damals darum, wirklich Handballer in die duale Karriere zu bringen“, sagt Klaus Endesfelder, stellvertretender Schulleiter im SLZB.
Der gebürtige Schwabe Tim Freihöfer, der mit 16 Jahren zu den Füchsen kam, sieht gerade diese Nähe von Schule und Sportverein als absolut karrierefördernd an: „Man hat hier schon eine andere Beziehung zu seinen Lehrern, oft aus dem Grund, dass man einfach kleinere Klassen hat. So hat man dann schon auch eine besondere Förderung bekommen. Die Lehrer haben einfach alles versucht, um einem das Leben so einfach wie möglich zu machen.“ Auch wenn Freihöfer anfangs Heimweh hatte, wurde er schnell heimisch in der Hauptstadt: „Man hat hier schnell Freunde gefunden und Leute, die die gleichen Probleme haben wie man selbst und konnte dann seine Probleme teilen.“ Dieses Lob für die Schule teilt auch Nils Lichtlein: „Wenn es Probleme gab, gab es immer Ansprechpartner, wie jetzt die Schulleitung, im Elite-Kader oder bei den Füchsen, die haben einem dann Nachhilfe gegeben oder wenn es Klausurverschiebungen gab, da einfach weitergeholfen.“
Kontinuierlich wachsen die Talente auch in den Füchse-Kader hinein, wenn auch die Konkurrenz mit arrivierten Stars wie Mathias Gidsel, Lasse Andersson, Dejan Milosavljev sehr groß ist: „Ich werde versuchen, meinen Weg bei den Füchsen weiterzugehen, mich da noch weiter in den Vordergrund zu spielen und dann mal schauen, wo mich die Reise hinführt“, sagt Langhoff, der wie Freihöfer und Lichtlein schon in der Vorsaison gerade in der European League viele Spielanteile bekam. Andere, wie Torwart Lasse Ludwig oder Linkshänder Max Beneke, sind aktuell eher für den Höhenflug des VfL Potsdam verantwortlich: 2022 erst in die 2. Handball-Bundesliga aufgestiegen, ist das Team des Kooperationspartners aktueller Tabellenführer. „Der Traum war, mit den Füchsen Berlin europäisch zu spielen und den VfL Potsdam in der zweiten Liga zu haben, als die Talentschmiede“, sagt Trainer Hanning. Lasse Ludwig, der Held im U21-WM-Halbfinale gegen Serbien, sieht die Vorteile der Kooperation: „Ich kann in Potsdam auf jeden Fall meine Spielzeiten sammeln in der 2. Liga, was eine sehr gute Liga ist.“
Dass Hanning der Dreh- und Angelpunkt ist, bestreitet niemand: „Bob ist ein großer Supporter, was die Jugendarbeit hier anbelangt und für jeden Spieler, der Hilfe braucht. Man kann mit seinen Problemen zu ihm kommen. Und so war das eben auch bei uns über Jahre hinweg, so dass wir mittlerweile sehr gute Freunde sind“, sagt Langhoff. Und der so Gelobte rechnet fest damit, dass nach Nils Lichtlein weitere Jung-Nationalspieler aus dem Fuchsbau folgen werden: „Wenn die Jungs gesund bleiben, werden wir zu 100 Prozent mindestens drei der Spieler im Trikot der A-Nationalmannschaft sehen. Da bin ich mir ganz, ganz sicher.“
Hannings Wunsch für die Handball-Bundesliga: „Ich würde mir wünschen, dass jeder Profi-Club auf einen Weltstar verzichtet und das Budget in den Nachwuchs steckt.“
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