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20.08.2005|Information|HBL

Stefan Kretzschmar: "Berlin ist meine Heimatstadt"

Stefan Kretzschmar kann sich ein Comeback in der Nationalmannschaft nicht vorstellen. "Das Thema ist für mich durch", sagte der Magdeburger Linksaußen in einem Interview. Stattdessen würde er sich einer Zukunft bei den Füchsen Berlin nicht verschließen. "Ich wäre der Letzte, der sich einer solchen Sache verschließen würde. Berlin ist meine Heimatstadt, meine Eltern leben noch immer dort und ich habe eine starke emotionale Bindung zu dieser Stadt."



Der Saisonstart naht. Kribbelts schon?

Kretzschmar: Ich bin relativ entspannt. Wenn überhaupt, zittere ich der Saison deshalb entgegen, weil damit endlich die Vorbereitung vorbei ist. Das ist mit Abstand die härteste Zeit.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie und der SC Magdeburg denn in die neue Spielzeit?

Kretzschmar: Schön ist, dass wir zunächst einmal in allen drei Wettbewerben vertreten sind: in der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions League. Da ist es schwer zu sagen, wie es laufen wird. Ich halte ohnehin nichts davon, einen Titel zu prognostizieren. Unser Motto kann nur sein, in allen Wettbewerben so lange wie möglich dabei zu sein. Erst mit Beginn der Rückrunde wird man sehen, welche Zielsetzungen dann realistisch sind. Ich behaupte zudem, dass unsere Mannschaft noch ein wenig zu unerfahren ist, um in einzelnen Wettbewerben als Favorit zu gelten. Wir können schon Titel gewinnen, aber dazu müssen viele Faktoren zusammen kommen.

Wer sind denn für Sie die Topfavoriten?

Kretzschmar: Der THW Kiel ist für mich der Topfavorit. Dank ihrer großartigen Neuverpflichtungen ist die Mannschaft noch stärker als im vergangenen Jahr. Aber auch die SG Flensburg-Handewitt wird wieder eine gute Rolle spielen. Darüber hinaus sind es wieder die üblichen Verdächtigen, die für den Titelgewinn in Frage kommen: Gummersbach, Lemgo und der HSV. Aber auch wir haben die Qualität für den Titel. Wir waren Dritter in der abgelaufenen Saison, haben aber gegen die Topteams nicht so gut ausgesehen. Wir werden nur dann ganz stark sein, wenn alle ihr Optimum an Leistungsfähigkeit abrufen.

Ihr Vertrag in Magdeburg läuft noch zwei Jahre. Was passiert danach?

Kretzschmar: Da gibt es noch keine konkreten Pläne. Alles, was bislang so geredet wurde, bewegt sich im Bereich der Phantasie und der Spekulation. Ich habe beim SCM einen Anschlussvertrag mit der Option, als Marketing-Chef tätig zu werden. Mein Traumberuf allerdings wäre es, Manager eines Bundesligaklubs zu werden. Böten sich bei einem Angebot entsprechende Perspektiven, würde ich alles andere sofort überdenken.

Andernorts zeigt man sich sehr interessiert, was mit Kretzschmar künftig passiert.

Kretzschmar: Wenn Sie auf Berlin anspielen: Das ist sicherlich eine interessante Option. Das Thema ist hoch spannend und bietet dem Handballsport in der Stadt eine großartige Perspektive.

Wäre das nicht für Sie spannend, in Ihrer alten Heimatstadt mitzuwirken?

Kretzschmar: Ich wäre der Letzte, der sich einer solchen Sache verschließen würde. Berlin ist meine Heimatstadt, meine Eltern leben noch immer dort und ich habe eine starke emotionale Bindung zu dieser Stadt. Dennoch sollte das Projekt zunächst auf gesunden Füßen stehen und entsprechende Perspektiven bieten.

Geben Sie der Sache und ihrem Protagonisten Bob Hanning denn eine Chance?

Kretzschmar: Auf jeden Fall. Berlin ist ein guter Nährboden für Handball. Zudem war es ein cleverer Schachzug, die Max-Schmeling-Halle im Herzen der Stadt zur Heimstätte zu bestimmen. Außerdem besitzt Berlin ein gewaltiges Einzugsgebiet. Ganz sicher werden auch Leute aus Schwerin, Rostock und anderen Städten zu den Spielen in die Hauptstadt fahren.

Was aber, wenn die Füchse 2007 noch in der zweiten Liga spielen. Wäre das für Sie ein Problem?

Kretzschmar: Nein, denn ein Engagement wäre für mich nicht von der Ligazugehörigkeit abhängig. Wenn das Konzept steht, kann man über alles reden. Ich bin mir nicht zu schade, auch in der zweiten Liga zu arbeiten, wenn nur die Begeisterung für die Sache da ist.

Andererseits hofft Bernd-Uwe Hildebrandt darauf, Sie in das Marketing beim SC Magdeburg einbinden zu können.

Kretzschmar: Das wäre meine Aufgabe. Allerdings werde ich nicht mit einem Arbeitsvertrag ausgestattet, sondern bekomme die nötigen Vermarktungs-Lizenzen für meine Firma. So bleibe ich entsprechend unabhängig, und arbeite dennoch eng mit Bernd-Uwe Hildebrandt zusammen.

Bis dahin ist noch Zeit. Wäre denn, vorausgesetzt die Form stimmt, eine Rückkehr in die Nationalmannschaft zur WM 2007 im eigenen Lande noch ein Thema?

Kretzschmar: Das Thema ist für mich durch. Ich hatte ein unglaubliches schönes Abschiedsspiel in Kiel und kann das Olympische Finale 2004 als mein letztes großes Spiel betrachten. Das ist toll. Natürlich vermisse ich die tolle Zeit, die ich mit den anderen Jungs hatte. Wir sind teilweise ja echte Freunde geworden. Zudem besteht auf meiner Position ja keinerlei Handlungsbedarf. Mit Jansen, Grafenhorst und Klein ist die Linksaußen-Position sehr gut besetzt.

Gibt es wirklich keinen Weg zurück?

Kretzschmar: In einer absoluten Notsituation, vielleicht. Brand müsste dazu nicht einmal eigens anrufen, da wir noch immer häufig miteinander telefonieren. Aber die Idee als solche ist doch für uns beide nicht besonders günstig.




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