Die Favoritenrolle war vor dem Aufeinandertreffen des TBV Lemgo und der Füchse Berlin nur schwer zuzuordnen. Auf der einen Seite die Füchse mit dem vielbeachteten Saisonstart, auf der anderen Seite der TBV Lemgo, der sich zuletzt stabilisiert hatte und in der vergangenen Saison beiden direkte Duelle gewann und zudem den Heimvorteil auf seiner Seite hatte. Der TBV startete dann auch selbstbewusst in der Partie und drängte die Gäste von Beginn an in die Defensive. Die Gäste aus der Hauptstadt führten nur beim 0:1 durch Torsten Laen, danach mussten sie sich erst einmal unterordnen.
Dabei fehlte den Füchsen vor allem die Stabilität der Abwehr, zu Saisonbeginn noch das Prunkstück der Berliner, aber schon am letzten Sonntag gegen Friesenheim die Achillesferse. Ganz anders der TBV Lemgo, der aus guten Abwehraktionen mit Tempogegenstößen profitierte und vor allem das Torhüterduell klar gewann. Hinter der löchrigen Abwehr konnte Füchse-Torhüter Silvio Heinevetter nicht glänzen, sein Nationalmannschaftskollege Carsten Lichtlein parierte dafür in der ersten Halbzeit allein drei Siebenmeter. Übertroffen wurde er noch von Martin Galia, der es im Lemgoer Tor in den ersten 30 Minuten auf zehn Paraden brachte.
Die Lemgoer trafen auch aus dem gebundenen Spiel heraus, die Chancen wurden gut herausgespielt und der Ball lief flüssig. Dabei glänzten vor allem Holger Glandorf, Ferenc Ilyes und Martin Strobel aus dem Rückraum. Bei den Berlinern fehlte dagegen noch die Souveränität, zwischenzeitlich stand es gar 9:15 gegen die Füchse. Bis zur Pause gelangen den Gästen immerhin noch zwei Treffer, 15:11 führte der TBV Lemgo zum Pausenpfiff.
Nach der Pause dann allerdings verkehrte Vorzeichen. Der TBV Lemgo wirkte konzeptlos, während die Füchse konzentriert zu Werke gingen und ihren Kampfeswillen wiedergefunden hatten. Jeweils zwei Mal trafen Alexander Petersson und Ivan Nincevic, bevor Torsten Laen in der 35. Minute zur Berliner Führung beim 15:16 traf. Mehr als acht Minuten war der TBV nach der Pause torlos geblieben, kam aber rechtzeitig zurück um das Spiel offen zu halten.
Mehrfach wechselte nun die Führung, beide Teams wurden jetzt der Erwartung gerecht und agierten auf Augenhöhe. Dabei konnte sich kein Team vorentscheidend absetzen, höchstens zwei Tore lagen die beiden Mannschaft in Front. Noch einmal hatte der TBV in der Schlussphase die Möglichkeit zum Ausgleich, allerdings entschieden die Unparteiischen bei Rolf Hermanns Chance zum 25:25 auf Offensivfoul. Die Füchse blieben in Führung und Ivan Nincevic verwandelte 15 Sekunden vor Schluss den Siebenmeter zum 26:24-Endstand für die Gäste.
Stimmen zum Spiel:
Dagur Sigurdsson, Trainer Füchse Berlin:
Es war ein spannendes Spiel auf Augenhöhe, es hätte sowohl in die eine als auch in die andere Richtung kippen können. Am Schluss haben wir vielleicht ein bisschen mehr Routine gezeigt, es läuft eben gerade ganz gut bei uns. In der ersten Halbzeit war Lemgo klar besser und wir waren nicht stabil genug. In der zweiten Halbzeit haben wir insgesamt besser gespielt und konnten einige Tempogegenstöße laufen. Wir sind froh, dass wir hier zwei Punkte mitnehmen können, weil wir letztes Jahr zwei Mal gegen Lemgo verloren haben.
Volker Mudrow, Trainer TBV Lemgo:
Glückwunsch an Berlin, Berlin strotzt vor Selbstbewusstsein. Was bei uns schlecht war, dass wir nach der Pause zu schnell das Unentschieden hinnehmen mussten. In unserer Situation ist so eine Niederlage natürlich schwer zu verkraften.
Bob Hanning, Geschäftsführer Füchse Berlin:
Wer mir so einen Saisonstart prognostiziert hätte, den hätte ich für nicht zurechnungsfähig erklärt und wahrscheinlich in die Psychatrie eingeliefert. Von solchen Spielen verlierst Du neun von zehn Spielen, wenn nicht alles optimal passt. In der ersten Halbzeit waren wir nur Mittelmaß und das hat in Europa nichts zu suchen.
Volker Zerbe, Geschäftsführer TBV Lemgo:
Es ist natürlich traurig, dass die entscheidenden Pfiffe gegen uns gekommen sind. Trotzdem ein Kompliment an die Mannschaft, sie hat gut gekämpft und wir sind betrübt, weil ein gutes Spiel nicht belohnt wurde.