Mit dem siebten Mann – Colja Löffler – versuchte Berlin in den letzten Sekunden noch das Unentschieden zu erzwingen, aber die aggressive Hamburger Deckung erzwang bei Sven-Sören Christophersen den Freiwurf, der aber nicht mehr ausgeführt wurde, Hamburg hatte diese Spitzenpartei gewonnen. Danach hatte es vor allem im ersten Durchgang nicht ausgesehen. Mit einem bärenstarken Heinevetter und einer cleveren Deckung sowie einem abgezockten Angriff machten die Berliner den sichtbar verunsicherten Hamburgern das Leben schwer. Mit Michael Kraus auf der Mitte versuchte Neu-Trainer Jens Häusler neue Akzente zu setzen, der bei der EM pausierende Nationalspieler spielte allerdings glücklos und fand selten den Weg zum Tor.
Viel mehr glänzte Marcin Lijewski, der enorme Torgefahr ausstrahlte, dabei aber auf sich alleine gestellt war. So legte Berlin auf 0:2 vor, während Matthias Flohr an Heinevetter scheiterte, traf Christophersen per Schlagwurf zum 1:4. Berlin hatte das zwingendere Angriffsspiel, spielte homogener und disziplinierter, während Hamburg zu viel auf eigene Faust machte und in der 3:2:1 Abwehr wackelte. Berlin zeigte auch mehr Selbstvertrauen: Kraus scheiterte mit schwachem Wurf an Heinevetter, Nincevic traf aus unmöglichem Winkel zum 2:6, der Kroate feuerte gar wenig später in Unterzahl einen Schlagwurf durch die Beine von Johannes Bitter zum 3:7 ein.
Erst als Domagoj Duvnajk auch im Angriff spielte, kam der HSV heran. Berlin deckte weiter kompakt, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hatte im Angriff mit Iker Romero einen Joker. Der Spanier stellte sich zweimal hintereinander unnachahmlich Kreisläufer Pevnov nach Übergang von Linksaußen Nincevic hin und sorgte so auch für das 7:10. Nur selbst blieb dem Spanier ein Tor zunächst verwehrt, Bitter klärte seinen Wurf per Fuß. Es folgte die Auszeit der Füchse, es folgte die Neubesinnung der Berliner auf ihre Stärken. Christophersen nach langem Angriff zum nächsten Treffer, dann räumte Richwien ab zum 9:12.
Bis zur Pause blieb Berlin vorn, auch Dank des ersten Treffers von Romero in Überzahl zum 10:13, passend zur angespannten Lage in Hamburg scheiterte Rechtsaußen Stephan Schröder – im ersten Durchgang anstelle von Europameister Lindberg auf der Platte - im Konter spektakulär an Heinevetter. Durchgang zwei begann mit einer gehörig durchgewechselten Hamburger Mannschaft: Pascal Hens kam für Blazenko Lackovic, Lindberg für Schröder, Bertrand Gille spielte am Kreis, hinten deckte nun Duvnjak als Spitze und Guillaume Gille im Zentrum – wenn der HSV nicht die Systeme zwischen offensiver und defensiver Abwehr permanent wechselte.
Und das Spiel wurde intensiver. Hamburg kämpfte um den Ausgleich: Lindberg per Strafwurf 13:14, Hens zum 14:15, dann scheiterte Flohr in Überzahl an Heinevetter statt des ersehnten Ausgleichs, Christophersen traf in Unterzahl gegen den eingewechselten Beutler. Berlin zeigte weiter Klasse, wie beim schön abgelegten Pass auf Nincevic zum 15:17. Weiter rannte der HSV dem Gleichstand hinterher. Ballverlust Richwien, aber Lindberg traf im Konter nur den Pfosten statt eines 18:18 – erst nach dem Pfostenkracher von Bult sollte Flohr endlich zum Unetschieden treffen. Und Hamburg legte nach.
Markus Richwien fand nicht zur Normalform, Duvnjak traf per Schlagwurf zur allerersten Führung der Hamburger beim 19:18. Wieder kam Romero, diesmal aber im rechten Rückraum, wo den Berlinern der verletzte Pettersson fehlte. Lindberg legte zum 21:19 nach, Auszeit der Füchse. Es war nun ein echtes Kampfspiel, in dem beide Seiten erbittert miteinander rangen. Hens gewann das eins gegen eins gegen Stenbäcken, Bult gegen Flohr, 22:21.
Doch dann zeigte Silvio Heinevetter (Gesamtquote über 30%) wieder seine Klasse und kaufte Bertrand Gille frei vom Kreis einen Torwurf ab, Mark Bult setzte das 22:22, und alles war wieder offen. Eine Schwächephase macht es den Gästen schwer, ein vergebener Konter, ein ausgelassener Siebenmeter und schließlich ein Heber neben das Tor von Rechtsaussen ließ den HSV die Schlussphase bestimmen. Es waren letztlich zu viele dieser Chancen, die Berlin nicht im Tor unterbrachte, so traf Duvnjak energisch zum 23:22, Sellin glich aus, aber Jaszka scheiterte aus guter Position an Beutler und vorne angelte sich Igor Vori den Ball zum 24:23 – der Entscheidung. Am Ende muss man den Füchsen Berlin eine sehr gute Leistung attestieren, für den Punktgewinn hat es letztlich nicht mehr gereicht.