Improvisieren mussten beim Gastspiel der Füchse Berlin beim HBW Balingen-Weilstetten beide Trainer. Auf Berliner Seite musste Trainer Dagur Sigurdsson den kurzfristigen Ausfall vom angeschlagenen Spielmacher Bartlomiej Jaszka ausgleichen. Auf der anderen Seite hatte sich Balingens Trainer Dr. Rolf Brack seine Vorbereitung auf diesen Spielmacher fokussiert, hatte doch vor allem er den Schwaben in den letzten Spielen die größten Probleme bereitet.
Bei den Gästen begann aufgrund des Ausfalls von Jaszka Iker Romero als Spielmacher. Im Mittelpunkt standen in den ersten Minuten allerdings auf beiden Seiten die Torhüter. Die erste Parade ging auf das Konto von Balingens Neuzugang Nikolas Katsigiannis, auf Berliner Seite hielt Petr Stochl, der den Vorzug vor dem ebenfalls erkälteten Silvio Heinevetter erhalten hatte. So dauerte es auch knapp drei Minuten bis zum ersten Tor durch Dragan Tubic zum 1:0 für den HBW.
Das Spiel war in der Folge ausgeglichen, stets legte Balingen ein oder zwei Tore vor, immer wieder glichen die Berliner aus. Dabei erfuhr Berlins Konstantin Igropulo Balingens harte Gangart schnell in Person von Frank Ettwein. Nachdem die Schiedsrichter Ettwein ermahnt hatten, erhielt Igropulo in der Folge das Pfeifkonzert der 2.2000 Zuschauer. Im nächsten Angriff blockt Ettwein gegen Igropulo, der schiebt ihn zur Seite und verkürzt zum 4:5, zwei Angriffe später antwortet Ettwein von Linksaußen mit seinem Treffer zum 6:5 für die Hausherren.
Die Berliner versuchten nun vermehrt mit Einläufern an den Kreis die Balinger Abwehr zu hinterwandern, die sich in dieser Phase zu sehr auf den etatmäßigen Kreisläufer Evgeni Pevnov konzentrierte. Immer wieder holte aber Katsigiannis für den HBW die Kohlen aus dem Feuer. Ausgerechnet nach einer Balinger Auszeit traf dann Iker Romero zur ersten Berliner Führung beim 11:12. Es folgte auf Seiten der Füchse ein Kempa-Tor von Ivan Nincevic nach Pass von Johannes Sellin, Iker Romero erhöhte auf 11:14.
Die kurze Konzentrationsschwäche der Balinger wurde bestraft, doch die Hausherren stabilisierten ihre Abwehr wieder und waren beim 13:14 durch Fabian Gutbrod wieder dran. Großen Anteil daran hatte vor allem Spielmacher Benjamin Herth, der umsichtig Regie führte, in der Abwehr auch mal einen Rückraumspieler der Füchse in Manndeckung nahm, so das Aufbauspiel der Gäste immer wieder erfolgreich störte, und zudem selbst 5/2 Tore bis zum 15:16-Halbzeitstand erzielte.
Im zweiten Durchgang profitierte das Team von Rolf Brack von einer frühen Zeitstrafe gegen Berlins Kreisläufer Torsten Laen und übernahm wieder die Führung. Mehrfach wechselte diese in der Folge, die Partie wurde rassiger und zudem die Stimmung in der Halle hitziger. Auch Frank Ettwein fiel neuerlich durch einen Schlag auf den Rücken von Sven-Sören Christophersen auf. In der vierzigsten Minute wurde dann Benjamin Herth bei Balingen in Unterzahl als sechster Feldspieler eingesetzt, musste aber umgehend auch ins Tor, als die Zeit für den Wechsel fehlte. Iker Romero scheiterte allerdings am Aushilfstorhüter, der leitete die erste Welle ein und Kai Häfner glich zum 20:20 aus.
Als die Füchse dann beim 22:24 erstmals wieder mit zwei Toren in Führung gehen heizte sich die Atmosphäre auch auf dem Spielfeld weiter auf. Bei Balingen war Herth nun auch als siebter Feldspieler aktiv und Dragan Tubic erzielte mit einem Kempatrick den 23:24-Anschlusstreffer. Die Partie stand auf des Messers Schneide. Berlins Torhüter reklamierte, da für ihn der Gegenspieler beim Kempa bereits auf dem Boden stand, doch zu heftig - die Unparteiischen schickten ihn für zwei Minuten vom Feld. Dieses Mal konnte Balingen die Überzahl allerdings nicht nutzen, Sven-Sören Christophersen traf für die Füchse zum 23:25.
Eine erste Vorentscheidung schien gefallen, als Iker Romero vier Minuten vor dem Ende mit seinem fünften Treffer auf 24:27 erhöhte, die erste Drei-Tore-Führung seit dem 11:14. Balingen gab sich aber nicht geschlagen, die Hausherren verkürzten mehrmals auf zwei Tore und 36 Sekunden vor Schluss gelang Kai Häfner der ersehnte Anschlusstreffer zum 28:29 - die heimischen Fans hofften zumindest auf einen Punkt, einen weiteren wichtigen Bonuspunkt im Kampf um den Klassenverbleib.
Balingen verteidigte offensiv über das gesamte Spielfeld und erzwang bei den Berlinern das passive Spiel - und die Gastgeber kamen noch einmal in Ballbesitz. Fünf Sekunden blieben den Hausherren noch nach der Auszeit bei Freiwurf an der eigenen 9m-Linie und diese wurden genutzt: Mit zwei Pässen wurde Kai Häfner ins Spiel gebracht, der eine Sekunde vor der Schlusssirene zum 29:29-Ausgleich traf. An der Tabellensituation ändert das Ergebnis vorerst nichts, die Füchse bleiben auf dem vierten Rang und Balingen steht weiter auf dem 12. Tabellenplatz der DKB-Handballbundesliga.