Dabei hätte der Abend fast noch einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Nach einem 13:21-Rückstand in der 34. Minute nahm Jörn-Uwe Lommel bereits seine zweite Auszeit, so kurz nach der Pause eine Höchststrafe für die Mannschaft. Der Trainer stellte die Abwehr auf eine offensive 3:3 Variante um, und dadurch kam endlich Feuer in das Abwehrverhalten. Über 17:22 (40.) und 19:23 (43.) kämpften sich die Berliner langsam in das Spiel. Zehn Minuten vor dem Abpfiff waren es die Paraden von Carsten Ohle und die endlich aggressiv zupackende Abwehr, die dafür sorgten, dass aus einem 22:26-Rückstand ein 26:27 wurde. Christian Schücke hatte mit einem sensationellen Sprungwurf von Außen seinen Füchsen den Anschlusstreffer besorgt. Und als Schücke wenige Sekunden später den Rostockern den Ball klaute und auf den enteilenden Rose paßte, konnte der Nationalspieler nur durch ein Foul gestoppt werden. Siebenmeter für die Füchse und die Chance auf den Ausgleichstreffer.
Marc Hartensuer sollte es richten, nachdem zuvor Rose bereits einmal am bestens aufgelegten Andre Seefeldt gescheitert war. Doch es sollte nicht sein, Seefeldt hielt den Wurf vom Siebenmeterpunkt. Erst nach 57 Minuten war es soweit: Ein Rostocker Schrittfehler brachte die Füchse in Ballbesitz und Sebastian Roemling sorgte nach Zuspiel von Pavel Prokopec mit einem frechen Heber für den 30:30-Ausgleich.
Dass es am Ende doch nicht zu einem Punktgewinn reichte, lag letztlich ganz konkret an einem Stürmerfoul und einem nicht gefangenen Ball, Rostock nutzte hingegen die sich bietenden Lücken der 3:3-Deckung. Insbesondere Dennis Leissink von Außen sorgte mit seinen 9 Toren dafür, dass die Rostocker ihren ersten Auswärtssieg der Saison feiern durften.
Schuld an dieser Niederlage waren jedoch 40 Minuten Handball, in denen die Füchse zwar Einsatz zeigten, aber massive Abstimmungsprobleme offenbarten. Im Gegensatz zur Rostocker Bank, bei der die Spieler bei jedem Tor aufsprangen und die Fäuste ballten, war es unter den Füchse-Spielern verdächtig ruhig. Kein Aufpushen, kein Heißmachen, es fehlte komplett die nötige Anspannung und Leidenschaft.
Lommel kündigt Konsequenzen an
Immerhin erarbeiteten sich die Füchse die Chance, nach einem 8-Tore-Rückstand überhaupt noch für einen Punktgewinn in Frage zu kommen. Dank der Abwehrumstellung und der Einwechslung von Sebsatian Roemling wurde Tor um Tor aufgeholt, obwohl Rostock immer wieder dagegenhalten konnte. Doch reichten die 20 Minuten Leidenschaft und Engagement nicht, um eine Mannschaft wie Rostock in die Knie zu zwingen. "Im den nächsten Tagen werde ich mich mit allen Verantwortlichen zusammensetzen und die Lage besprechen", sagte ein sichtlich angefressener Bob Hanning nach dem Spiel. "Wir besprechen dann die Lage und wie es weitergeht."
Deutlicher wurde Jörn-Uwe Lommel. "Ich habe mir das jetzt lange genug angeguckt, jetzt folgen Konsequenzen", und meinte damit offensichtlich die altgedienten Füchse. Wer genau himgeschaut habe, so der Trainer, habe sicherlich gesehen, dass er bisher immer mit der Formation angefangen habe, die im wesentlichen auch letztes Jahr gespielt habe. "Die Mannschaft hat es bisher nie geschafft, ein Spiel von vorne heraus zu bestimmen. Wir sind immer einem Rückstand hinterhergelaufen." Welche Konsequenzen es geben werde, sagte Lommel jedoch nicht.
Das etwas passieren muss, will man Handball in der Hauptstadt etablieren, ist jedoch unübersehbar. Die Füchse stehen nur noch zwei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt und laufen Gefahr, noch im Dezember nach unten durchgereicht zu werden.
Füchse Berlin - HCE Empor Rostock 31:32 (13:17)
Füchse:
Ohle, Vortmann;
Rose 9/4, Prokopec 7 ,Roemling 5, Hartensuer 3, Matz 3/1, Hok 2, Schücke 2, Plessow, Pieper, Deffke
Rostock:
Seefeldt, Hintze;
Ganschow 10/3, Leissink 9, Rabenhorst 5, Drobek 3, Wilk 2, Schilk 2, Jähnke 1, Strauch
Siebenmeter: 5/7 - 3/5
Zeitstrafen: 14 - 10 Minuten
Schiedsrichter: Ronny Dedens, Nico Geckert
Disqualifikation: Deffke, 48. (nach 3x2 Minuten)
Zuschauer: 1.214 in der Max-Schmeling-Halle
Spielfilm:
2:2, (4.), 3:4 (8.), 4:4 (10.), 7:10 (17.), 8:11 (19.), 11:14 (23.), 13:15 (26.), 13:17 (HZ) -
13:21 (34.), 15:22 (38.), 18:22 (41.), 20:24 (45.), 23:26 (51.), 25:27 (52.), 26:27 (55.), 28:29 (56.), 30:30 (57.), 30:31 (58.), 31:32 (EN)