Es war am 9. Januar 1983, als die Reinickendorfer Füchse den Grundstein zu ihrem größten Erfolg legten. In zwei hochdramatischen Spielen gegen den SC Empor Rostock gelang den Spielern von Füchse-Coach Peter Frank der Einzug in das Halbfinale des IHF-Cups. Nach einem sensationellen 18:16-Auswärtssieg an jenem 9. Januar in Rostock gegen die Startruppe der DDR um Rekordnationalspieler Frank-Michael Wahl, reichte im Rückspiel in der ausverkauften Deutschlandhalle in Berlin eine 12:14-Niederlage zum Weiterkommen. Torwart Klaus Wöller rettete mit einer Glanzparade Sekunden vor dem Abpfiff gegen den durchgebrochenen Wemuth den Gesamtsieg in der Addition der Spiele. Zwar hatte Klaus Kunigk - heute Rechtsanwalt in Berlin – den Rostocker regelwidrig bedrängt, doch der fällige Siebenmeter wurde zur Erleichterung der Berliner nicht gegeben. "Wir haben mit viel Glück das Duell gegen Rostock für uns entschieden", sagte damals ein glücklicher Peter Frank.
Der 9. Januar war aber auch der Geburtstag von Füchse-Rechtsaußen Marc Pieper. Sein Vater Andy Pieper gehörte damals zur Erfolgsmannschaft der Berliner, spielte auf Linksaußen. Als es zum Hinspiel in die DDR ging, war die Stimmung bestens. "Sogar die Vopos machten Scherze", erinnert sich Vater Pieper, dessen Frau hochschwanger war. "Der ausgerechnete Termin war aber erst eine Woche später". Am Samstag, 8. Januar, hatte Andy Pieper in Rostock irgendwo ein Telefon aufgetrieben und erfuhr von seiner Schwiegermutter, dass seine Frau nach einer Routineuntersuchung direkt im Krankenhaus bleiben musste.
Als am Sonntag dann um 11.00 Uhr der Anpfiff zum Hinspiel in Rostock erfolgte, konnte Andy Pieper nicht ahnen, dass seine Frau längst in den Wehen lag. Punkt 11.31 Uhr kam Marc zur Welt. Die B.Z. titelte einen Tag später: "Bei Halbzeit kam der kleine Pieper".
"Eigentlich wollte ich ja bei der Geburt dabei sein", hatte sich Andy Pieper alles etwas anders vorgestellt. So konnte er den sensationellen Auswärtserfolg der Füchse bei den Rostockern, die zuvor in 16 Europapokalheimspielen ungeschlagen waren, seinem Sohn widmen. Davon erfuhr er aber erst, als er im Hotel nach über einer Stunde eine Telefonleitung nach Berlin bekam. "Das war ja damals nicht so einfach in der DDR", sagt er rückblickend.
Die Rückfahrt nach Berlin war jedenfalls aufgrund der beiden freudigen Ereignisse ein unvergessenes Erlebnis. "Unser Hauptsponsor Bendzko wollte direkt hinter der Grenze dann aber in eine Pinte einkehren, um den Sieg noch ausgiebig zu feiern. Da habe ich mich mit ihm angelegt." Es sei ihm völlig egal, wo die Mannschaft einen trinken gehe, so Pieper zu Bendzko, "aber erst fährt der Bus zum Busbahnhof." Als frischgebackener Vater wollte er zu seinem Sohn.
Dass drei ehemalige Spieler heute stolz auf die Karriere ihrer Söhne blicken können, beweist, dass in der damaligen Füchse-Mannschaft die Handball-Gene kräftig weitergegeben wurden. Während Marc Pieper wie sein Vater das Füchse-Trikot trägt, spielt der Sohn von Roberto Pries, Steffen, heute beim TV Emsdetten. Und Nicolai Don bekleidet heute die Rückraum-Position beim Süd-Zweitligisten TV Hüttenberg. Der war damals zwei Jahre alt. Als Walter Don aus Rostock heimkehrte, waren Frau und Kind nicht zuhause. Nicolai musste wegen Fieberkrämpfen im Krankenhaus behandelt werden. Verdacht auf Gehirnhautentzündung lautete die Diagnose. "Ich habe die ganze Nacht mit meiner Frau am Bett meines Sohnes gesessen", sagte sich Walter Don später, dem damals die Feierlaune mit einem Schlag verging. Der Verdacht bestätigte sich zum Glück nicht, Nicolai konnte schon bald wieder nach Hause.
Im Halbfinale war übrigens Endstation für die Füchse im Kampf um den Europapokal. Gegen Zaporoshje setzte es zwei deftige Niederlagen.