Als "richtungsweisend" hatte Bob Hanning das Spiel für die Füchse Berlin bezeichnet, zwei Punkte sollten die Hauptstädter auf dem Kurs zur erneuten Qualifikation für das internationale Geschäft halten. Und zunächst schienen die Gäste ihrer Favoritenrolle beim Tabellenachten gerecht zu werden. Ivan Nincevic hatte den ersten Treffer der Begegnung erzielt und gleich mit einem Heber im Gegenstoß Selbstvertrauen demonstriert. Michael Müller gleich zwar aus, doch wieder war Nincevic zur Stelle und dann erhöhte Konstantin Igropulo sehenswert auf 3:1.
Nach diesen ersten vier Minute fanden die Wetzlarer aber besser ins Spiel, die Abwehr stabilisierte sich und in der Offensive kamen die Hausherren immer besser mit der ungewohnt Situation zurecht, ohne gelernten Kreisläufer agieren zu müssen. Dennoch reagierten die Gastgeber auf die Führung der Berliner und gingen mit einem 3:0-Lauf selbst mit 4:3 in Führung. Wetzlar legte zunächst nach, Philipp Müller sorgte mit dem 5:3 für den vierten Treffer in Folge. Børge Lund beendete dann aber die Durststrecke der Gäste und hielt diese auch mit seinem Treffer zum 6:5 noch im Spiel - dennoch nahm Dagur Sigurdsson nach zwölf Minuten seine Auszeit. In der Offensive unterliefen den Berlinern zu viele Fehler und diese nutzte Wetzlar immer wieder zu einfachen Treffern im Gegenstoß - auch weil der Rückzug der Füchse einige Schwächen offenbarte.
Igropulo konnte von der Siebenmeterlinie zwar den Ausgleich erzielen, doch der Rückstand blieb - per Gegenstoß hatte Schmidt zehn Minuten vor dem Seitenwechsel für das 10:8 gesorgt. Die Füchse ließen sich aber nicht abschütteln, Christophersen glich zum 10:10 aus. Wetzlar zog wieder auf zwei Tore davon, doch den Füchsen gelang es immer wieder erfolgreich den Kreis in das Spiel einzubinden. Die Folge waren Treffer wie das 12:11 von Pevnov oder Siebenmeter. Per Gegenstoß gelang Sellin erneut der Ausgleich und nach vergebenen Chancen auf beiden Seiten sorgten dann in der Schlussminute des ersten Abschnitts Adnan Harmandic und Iker Romero für den leistungsgerechten 13:13-Pausenstand.
Auch im zweiten Abschnitt blieb es zunächst abwechslungsreich, im hochklassigen Duell der Torhüter hatte zunächst noch Nikola Marinovic knapp die Nase vorn - Wetzlar konnte die Führung so nach Wiederbeginn zunächst behaupten. Doch nach einer weiteren Glanztat des Wetzlarer Schlussmanns blieben die Füchse in Ballbesitz und konnten durch Sven-Sören Christophersen beim 16:15 dann wieder in Front gehen. Die Füchse gewannen an Sicherheit, zunächst aber hielt Marinovic die Hausherren noch im Spiel. Doch auf der Gegenseite trumpfte auch Stochl, der von Beginn an das Berliner Tor hütete, immer wieder auf.
Nach dem 18:17 von Coljaf Löffler, der für den nach den Anfangsminuten glücklos agierenden Nincevic gekommen war, sollten sich die Füchse dann etwas absetzen können. Die Wetzlarer rieben sich nun immer wieder an der verbesserten Deckung der Füchse auf und einen der sich vermehrenden Ballverluste nutzte Sellin im Gegenstoß zum 19:17. Wandschneider griff zur Grünen Karte, doch die Füchse hielten Kurs. Wetzlar mühte sich, Mitte der zweiten Halbzeit fehlte gegen die aufmerksame Defensive der Berliner aber die Durchschlagskraft - zudem parierte Stochl immer wieder glänzend. Jaszka zeigte seine Klasse, Igropulo verwandelte einen weiteren Strafwurf und traf dann aus dem Spiel zum 22:18 - dreizehn Minuten vor Spielende schienen die Füchse die Begegnung im Griff zu haben.
Philipp Müller beendete nach Kempaanspiel seines Bruders Michael die Durststrecke der Hausherren mit einem sehenswerten Treffer, bis zum 23:19 hielt die Führung der Füchse aber. Wetzlar witterte noch einmal die Chance und versuchte es nun mit einer offensiveren 3:3-Deckung. Hinter der parierte Marinovic und auf der Gegenseite sorgten Mraz sowie Fäth für das 23:21. Sieben Minuten vor Spielende war die HSG zurück im Spiel, Sigurdsson nahm seine Auszeit.
Und nach dieser zeigten die Füchse ihre klasse: Zunächst sorgte die bewährte Achse Romero-Pevnov für einen weiteren Treffer und dann setzte Löffler nach einem Steal von Laen das 25:21. Wetzlar gab sich nicht auf, Fridgeirsson und Fäth warfen die Hausherren wieder auf zwei Tore heran. Doch den Hausherren lief die Zeit davon und die Füchse spielten nun ihre Erfahrung aus. Geschickt ließen sie einige Sekunden verstreichen und als der Arm der Schiedsrichter dann nach oben ging, sorgte Jaszka für das 26:23. Wetzlar suchte den schnellen Abschluss, Philipp Müller traf und Fridgeirsson antwortete ebenso schnell auf das 27:24 von Löffler - doch die Schlussminute hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen und die Füchse verbuchten so einen 27:25-Erfolg, mit dem sie sich vorübergehend auf den dritten Tabellenplatz der DKB Handball-Bundesliga setzen. Knapp eine Woche bleibt dem Team von Trainer Dagur Sigurdsson nun, um sich auf das Derby gegen den SC Magdeburg am 14. Mai um 19:00 Uhr in der Max-Schmeling-Halle vorzubereiten.
Torschützen: Igropulo (9/6), Löffler (3), Lund (3), Sellin (2), Pevnov (2), Jaszka (2), Christophersen (2), Nincevic (2), Romero Fernández (1), Laen (1)