Die Defensivreihen bestimmten das Geschehen in der mit erneut 10.000 Zuschauern gefüllten Max-Schmeling-Halle, während die Angriffsbemühungen beider Mannschaften besonders in puncto Effektivität ausbaufähig waren. Vor allem die Gäste aus Melsungen taten sich schwer gegen das großgewachsene Berliner Abwehrtrio Spoljaric, Horak und Nielsen. Selten fand die MT eine Lücke im Bollwerk der Füchse, Berlin packte beherzt zu und ließ den Hessen kaum Chancen aus der zweiten Reihe. Eher war es Melsungens Toptorschütze Michael Allendorf, der seine Mannschaft mit erfolgreichen Siebenmetern im Spiel hielt. Denn die Füchse dominierten zu Hause das Spielgeschehen, Berlins Flügelzange mit Mattias Zachrisson und Fredrik Petersen agierte aufmerksam und brachte die Hausherren mit 9:5 nach einer Viertelstunde in Führung.
Doch die Füchse versäumten es, die Führung schon frühzeitig auszubauen. Die Chancen dazu waren allemal gegeben, vor allem weil sich Melsungen im Spielaufbau schwer tat und den Abwehrriegel der Füchse nicht knacken konnte. Dennoch entwickelte sich die Begegnung zu einer Partie mit hochklassigen Szenen. Berlins Schlussmann Stochl, der fast die gesamte erste Halbzeit das Tor hütete, fischte den Wurfversuch von Philipp Müller aus dem Eck und leitete den Gegenzug ein. In diesem servierte Igropulo den Ball mit einem No-Look-Pass hinter dem Rücken auf Zachrisson, der allerdings an dem exzellent aufgelegten Melsunger Schlussmann Mikael Appelgren hängen blieb. Bereits im ersten Durchgang entschärfte der Schwede sieben Würfe der Füchse und hielt Melsungen in Schlagdistanz.
Die Gäste kamen allerdings weiterhin kaum durch die Defensive der Berliner und verloren mehrfach den Ball durch Zeitspiel, die Füchse scheiterten weiterhin an Appelgren. Neben Michael Allendorf ärgerte nun auch der ehemalige Berliner Jonathan Stenbäcken seinen Ex-Verein und verkürzte per Bauerntrick zum 12:10 Halbzeitstand, die Partie blieb weiter spannend.
Ebenso spiegelte sich der Spielverlauf im zweiten Durchgang, allerdings zunächst mit dem entscheidenden Impuls für Melsungen. Denn deren Torhüter Appelgren steigerte sich von Minute zu Minute und brachte Berlin an den Rand der Verzweiflung, während Stenbäcken mit zwei Treffern in Folge den 14:14-Ausgleich herbeiführte. In der 43. Spielminute hatten die Gäste endgültig das Ruder herumgerissen, Vuckovic traf mit einem frechen Unterarmwurf zur Führung.
Doch auf diesen Rückschlag aus Berliner Sicht hatte Füchse-Coach Dagur Sigurdsson die passende Antwort. Denn er wechselte nun Silvio Heinevetter ein, der sofort zur Stelle war und zum Matchwinner in der Schlussphase avancierte. Mit mehr als einigen wichtigen Paraden innerhalb weniger Minuten ermöglichte Heinevetter die erneute Wende. Nun hatten auch die Hauptstadthandballer mit dem Zeitspiel zu kämpfen. Doch im letzten Augenblick fasste sich Kaptän Iker Romero, der in dieser Phase wichtige Impulse setzte, ein Herz und donnerte das Leder in den linken Winkel, die spannungsgeladene Atmosphäre ließ den Fuchsbau zum Hexenkessel werden.
Spätestens in den letzten zehn Minuten brachen alle Dämme, denn die zuvor geführte Abwehrschlacht schwappte in eine Angriffswelle auf beiden Seiten über. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Michael Allendorf war an diesem Abend kaum zu halten, der Linksaußen egalisierte immer wieder die zuvor erzielten Führungstreffer der Berliner. Besonders prekär wurde die Lage drei Minuten vor dem Ende, als Jesper Nielsen für zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen musste und Melsungen die große Chance auf den Sieg hatte.
Allerdings hatten nicht nur die Melsunger einen glänzend aufgelegten Keeper auf ihren Seiten. Erneut war es Silvio Heinevetter, der für den entscheidenden Moment sorgte und die Partie zu Gunsten der Füchse entschied. In der zweiten Halbzeit parierte er insgesamt zehnmal, eine Quote von mehr als 50%. Währenddessen traf Pavel Horak aus der zweiten Reihe unter tosendem Applaus zum 24:22 eine Minute vor dem Ende, Melsungen verspielte die Gelegenheit auf den Ausgleich und ließ die Überzahl ungenutzt. Wenige Sekunden später blockte Heinevetter den nächsten Wurfversuch, diesmal von Müller, und führte die Entscheidung herbei. Damit belegen die Füchse Berlin wieder den dritten Tabellenplatz. Das letzte Heimspiel in diesem Jahr findet am zweiten Weihnachtsfeiertag, den 26.12.2013 um 17:15 Uhr, statt. Tickets für die Partie gibt es noch im Vorverkauf.
Torschützen: Jaszka (4), Horak (4), Romero (3/1), Wiede (3), Löffler (2), Zachrisson (2), Christophersen (2), Petersen (2/1), Spoljaric (1), Nielsen (1)
Stimmen zum Spiel:
Dagur Sigurdsson
"Das waren Mannschaften auf Augenhöhe, das war ein gutes Handballspiel. Besonders die Abwehr und die Torhüter haben dabei herausgeragt, aber insgesamt war es ein Topspiel für sich. Melsungen haben wir jetzt erst einmal hinter uns lassen können, das tut gut. Aber Melsungen entwickelt sich immer weiter und wird auch immer besser."
Michael Roth
"Wir hatten heute unsere Chancen, die wir nicht genutzt haben. Vor allem Heinevetter hat wichtige Bälle gehalten. Wir sind nicht weit entfernt von der Spitze, aber es fehlt an Kleinigkeiten. Beide Mannschaften haben eine fantastische Abwehrleistung geboten. Doch in den entscheidenden Situationen waren wir nicht bereit genug und haben von daher verdient verloren."
Bob Hanning
"Melsungen ist ein Verein, der sich immer Schritt für Schritt weiterentwickelt hat. Für uns war klar: Wenn wir heute gewinnen, haben wir die Chance nach vorne Richtung Europa zu träumen. Bisher sind wir auch von Verletzungen verschont geblieben und haben jetzt gute Chancen für die Rückrunde."