Es war eine Partie geprägt von disziplinierter Abwehr und guten Torhüterleistungen. Insbesondere die effektiven 6:0-Abwehrreihen der zwei EHF-Pokal-Teilnehmer ließen in der Anfangsphase kaum Chancen zu. Darüber hinaus wusste Hannovers Torhüter Martin Ziemer mit fünf Paraden gleich zu Beginn zu überzeugen. Seine Vordermänner, vor allem der bereits dreifache Torschütze Vasko Sevaljevic, dankten es ihm mit flexiblem Angriffsspiel und belohnten sich mit einer zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Führung. Berlin hatte derweil mehr Startschwierigkeiten - zwar weiterhin sicher in der Defensive, doch besonders die freien Bälle wussten die Hausherren selten zu verwerten und blieben noch unter ihren Möglichkeiten.
Für die Gastgeber bedurfte es erst den Einsatz ihres Kapitäns, um richtig in Schwung zu kommen. Es war ein kleiner Schlüsselmoment für die Berliner, als Iker Romero unter starker Bedrängnis mit einem sehenswerten No-Look-Pass seinen Linksaußen Colja Löffler bediente. Dieser sorgte mit dem anschließenden Treffer nach 15 Spielminuten für die erste Führung der Hausherren. Die Mannschaft der Füchse war prompt wachgerüttelt und legte umgehend nach. Zusätzlich verhalf Torhüter Silvio Heinevetter nun mit mehreren Paraden seiner Mannschaft zu weiteren Tempogegenstößen, die in Person von Mattias Zachrisson zum 9:6 erhöhten. Hannovers Effektivität vor dem Tor sank plötzlich von Versuch zu Versuch, sodass deren Trainer Christopher Nordmeyer umgehend die Auszeit suchte. Einzig Keeper Martin Ziemer bewahrte die Niedersachsen vor einem höheren Rückstand, konnte allerdings den 7:1-Lauf der Füchse nicht verhindern.
Trotz des positiven Spielverlaufs mussten die Füchse eine kurze Schrecksekunde hinnehmen, denn kurz vor der Halbzeitpause blieb Mattias Zachrisson nach erfolgreichem Abschluss von Rechtsaußen mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Bob Hanning hatte sich bereits mit besorgter Miene auf das Parkett begeben. Doch für ihn und die Fans gab es wenige Sekunden später Entwarnung, denn Zachrisson konnte nach kurzer Behandlungspause wieder in das Geschehen eingreifen, wurde aber in der Folge von Trainer Sigurdsson weitestgehend geschont. Der Dominanz der Hauptstadthandballer tat die kurze Pause allerdings keinen Abbruch, nun sprangen sogar die Eigengewächse Jonas Thümmler sowie Fabian Wiede in die Bresche und schraubten die Führung auf 13:7 in die Höhe. In der Folge behielten sie die Oberhand und gingen mit 14:9 in die Pause.
Dennoch war die Entscheidung noch lange nicht gefallen, die zweite Welle der Gäste bahnte sich an. Denn erneut war es die Mannschaft von Hannover-Burgdorf, die wie auch in der ersten Hälfte den leicht besseren Start erwischte. Zunächst sorgte der ehemalige Fuchs Runar Karason für den ersten Treffer im zweiten Durchgang. Darüber hinaus erarbeiteten sich die Gäste einen personellen Vorteil, als Berlins Jesper Nielsen auf die Strafbank musste und konnten zwischenzeitlich auf zwei Tore verkürzen. Besonders Rückraumakteur Mait Patrail wusste mit vier Treffern zu überzeugen.
Doch trotz der Unterzahl behaupteten die Hausherren ihre Führung, indem sie clever die Zeit herunterspielten und mit Iker Romero ein Schlitzohr in ihren Reihen hatten. Der Spanier zeigte erneut sein Können auf engstem Raum und ließ die heimischen der insgesamt 5.870 Zuschauer mit einem erfolgreichen Unterarmwurf in das linke Eck aufjubeln. In der Folge pendelte sich der Vorsprung der Berliner auf vier Tore ein, Hannover lief allmählich die Zeit davon. Für eine Aufholjagd wirkten die ebenfalls von Verletzungen geplagten Gäste nicht konsequent genug. Anders verlief es nach einer Dreiviertelstunde bei den Füchsen, die sich immer wieder die Zeit lassen konnten, um freie Räume zu finden. So war es nun auch öfters Bartlomiej Jaszka, der seine Schnelligkeit in Treffer ummünzen konnte.
Hannover versuchte sich zurück zu kämpfen, doch am Ende machte sich zum einen der Kraftunterschied deutlich bemerkbar, zum anderen verloren die Gäste zunehmend an Konzentration. Deren Schwäche nutzten die Füchse souverän aus, zweimal Fabian Wiede und einmal Konstantin Igropulo machten allen Resthoffnungen der Niedersachsen zunichte und sorgten für ruhige Schlussminuten. Mit 26:21 setzten sich die Füchse Berlin letztlich gegen „die Recken“ aus Hannover durch.
Torschützen: Romero (6/2), Jaszka (3), Igropulo (3/1), Wiede (3), Petersen (3/2), Zachrisson (2), Löffler (2), Richwien (2), Nielsen (1), Thümmler (1)
Stimmen zum Spiel:
Dagur Sigurdsson: Ich bin sehr zufrieden. Wir spielen zwar nicht den schönsten Handball derzeit, aber das hat seine Gründe. Wir haben das mit einer guten Verteidigung und einem starken Torhüter erledigt. Unser Hauptaugenmerk gilt nun dem Spiel am Wochenende gegen Constanta. Das wird das voraussichtlich wichtigste Spiel in der bisherigen Saison für uns.
Christopher Nordmeyer: Wenn man in Berlin gewinnen will, muss man eine bessere Torquote haben. Deswegen kamen wir trotz viel Willen und einer guten Deckung nicht mehr heran.
Benjamin Chatton: Wenn wenigstens die Hälfte der Spieler dabei gewesen wären, hätten wir entspannter herangehen können. (Anmerkung der Red.: Die Mannschaft hat sich eine Grippewelle eingefangen) Berlin hatte mehr Routine, besonders einen Iker Romero, der oft den Unterschied ausgemacht hat. Den hatten wir heute nicht.
Bob Hanning: Wir müssen die Heimspiele gewinnen, diese Saison wollen wir keines der verbleibenden mehr verlieren. Das haben wir uns als Ziel gesteckt. Am Wochenende ist jetzt das Spiel gegen Constanta von elementarer Bedeutung. Ein Erfolg kann sich entscheidend auf den Rest der Saison auswirken. Das wollen wir vor allem dann verletzungsfrei gestalten, dann ist auch viel möglich für die kommenden Entscheidungsspiele.