"Wahnsinnig geil", sagte ein erleichter und glücklicher Kevin Struck nach der Siegerehrung. Den letzten Angriff der Magdeburger hatten die Füchse zwar noch einmal mit einer Taktik abgesprochen, doch für ihn und den Rest der Mannschaft galt nur noch: "Alles reinwerfen, um noch ein Tor zu verhindern." Magdeburg und Berlin übertrumpften sich gegenseitig mit ihren Offensivreihen. Kapitän Paul Drux konnte bereits analysieren, warum die Partie so knapp verlief. "Man muss auch sagen, dass sie sehr gut geworfen haben und unsere beste Abwehrleistung war das heute auch nicht." Trainer Bob Hanning stimmte dem vollkommen zu: "Wir haben die Abwehr nicht so gestellt, wie wir uns das vorgestellt haben." Doch das Erfolgsrezept seiner Mannschaft kam insbesondere durch die Erfahrung, mit solch einem knappen Finale umzugehen. "Selbst wenn es einmal nicht läuft, wird eine Lösung mit der letzten Chance gefunden. Das ist die Qualität, die über die Jahre erarbeitet wurde, wenn man weiß, wie man gewinnt. Keiner hatte Zweifel, es kam keine Hektik auf. Das ist ganz großes Kino. Das war ein tolles Handballspiel, maximale Emotionalität und ein Riesenkompliment."
Der Tag der Entscheidung in der mit 400 Zuschauern ausverkauften Werferhalle in Füchse Town wurde im Stile eines Bundesligaspiels eingeleitet. Ein lautstarkes Publikum mit zahlreichen Gästen aus Magdeburg, der starke Bass aus den Lautsprechern und zahlreiche Flammenwerfer sorgten für eine Atmosphäre, als wäre das Finale eine Partie der Handball-Bundesliga der Herren. Ebenso sollten die Protagonisten, die besten Jugendspieler Deutschlands, den Freitagabend abrunden. Aus Berliner Sicht kamen mit Max Scheithauer und Moritz Schade zwei wichtige Spieler mit leichten Blessuren aus Magdeburg zurück. Dazu fehlte der gesperrte Matti Spengler, welcher im Hinspiel eine Disqualifikation in der letzten Spielminute bekam.
Das Rückspiel des Finales wurde von Beginn an mit offenem Visier gestaltet. In den Anfangsminuten dominierten die Offensivreihen beider Mannschaften und fanden immer wieder die passende Lücke für zahlreiche Treffer. Die Gäste gingen direkt hohes Tempo, um den Rückstand aus dem Hinspiel wieder wettzumachen. Maximilian Wasielewski sorgte mit zwei Treffern für Magdeburg früh zum 4:2, doch kurz darauf rückte auf Seiten der Füchse Rückraumakteur Kevin Struck in den Vordergrund, der kraftvoll aus der zweiten Reihe den direkten Anschluss herbeiführte. Nach der zehnminütigen Eingewöhnungsphase fanden die Füchse besser zu ihrem Spiel und fingen die Magdeburger Angriffe ab, sodass Moritz Schade den Spielstand mit zwei Tempogegenstößen in Folge zum 6:6 egalisieren konnte.
Den ersten Vorteil konnten sich die Füchse erarbeiten, als Magdeburgs Vincent Sohmann mit der ersten Zeitstrafe des Spiels vom Feld musste. Die Berliner nutzten sofort den freien Raum durch Reißky zum 9:9. Darüber hinaus konnten sie die Gäste zum Offensivfoul zwingen und im Anschluss durch Moritz Schade in Führung gehen. Nachdem Gästetrainer Harry Jahns die Auszeit genommen hatte, behielten die Füchse zunächst die Oberhand. Mit der zunehmend steigenden Formkurve der Berliner reihte sich nun auch Keeper Konstantin Straßburg in das Gesamtgefüge ein, der die weiterhin brandgefährlichen Rückraumwürfe des SCM entschärfte.
Berlin blieb nun bis zur Halbzeitpause spielbestimmend mit einem flexiblem Wurf-Repertoire: Egal ob per Unterarmwurf, freigespielt am Kreis oder durch Rückraumkracher - die Hausherren hatten die richtige Antwort parat. Derweil änderten die Magdeburger ihre Taktik auf eine 5:1-Formation. Vincent Sohmann hatte die Anweisung bekommen, den Kapitän und künftigen Erstligaprofi Paul Drux aus dem Spiel zu nehmen. Dies gelang allerdings nicht vollständig gegen den Kapitän der Füchse, sodass die Berliner mit 17:15 in die Kabine gingen.
Das Team aus Magdeburg wusste, dass sie bereits vier Tore aufholen mussten und starteten abermals dynamischer als die Füchse und sorgten erneut für einen offenen Schlagabtausch. Besonders Schlussmann Moritz Stemmler hielt seine Mannschaft zu Beginn des zweiten Durchgangs im Spiel und ermöglichte ihnen die Chance zum Ausgleich. Vincent Sohmann bugsierte in der Folge das Leder zur Freude der Magdeburger Anhänger zum 19:19 in das Berliner Gehäuse. Darüber hinaus kassierte Berlins Christoph Reißky eine Zwei-Minuten-Strafe, die Gäste hatten plötzlich wieder alle Möglichkeiten.
Die Schlussviertelstunde avancierte zum reinen Nervenkrimi. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag, nahezu jeder Angriff endete im Torerfolg, die Abwehrreihen bekamen die explosiven Offensivaktionen kaum in den Griff. Ebenso konnten die Torhüter nur noch selten ihre Vordermänner entlasten. Bis zum Spielende lieferten sich die Finalisten einen würdigen, emotionalen und spannungsgeladenen Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Bei den Füchsen wuchs im zweiten Durchgang Max Bauer mit unglaublichen Einzelaktionen von Rechtsaußen und aus dem rechten Rückraum über sich hinaus. Beim SCM erwies sich Sohmann als sicherer Schütze von der Linie und erzielte per Siebenmeter die 25:24-Führung der Magdeburger, noch zwei Treffer waren sie zu diesem Zeitpunkt vom Titel entfernt. Auf der Gegenseite konterte Paul Drux mit dem Ausgleich, darauf agierte der SCM hektisch, wollte zu schnell antworten und verlor den Ball. Somit erzielte Moritz Schade mit einem der seltenen Tempogegenstöße zum 29:28 für die Füchse.
Der Spielverlauf hatte sich erneut zu Gunsten der Hausherren gewandt, doch der Sturmlauf des SC Magdeburg begann von Neuem. Die Gäste um den Unnachgiebigen Maximilian Wasielewski kämpften sich Tor für Tor zurück in das Titelrennen, führten plötzlich mit 35:33 und hatten somit aufgrund der Auswärtstorregel eine Minute vor dem Ende kurzzeitig die Meisterschaft in den Händen. Allerdings sorgte Max Bauer bei den heimischen Fans für grenzenlosen Jubel und verkürzte für Berlin mit seinem goldenen Tor in der Schlussminute von Rechtsaußen auf den 34:35 Endstand. Der SCM rannte noch einmal an, kam allerdings nicht direkt durch. Der letzte Freiwurf nach der Schlusssirene wurde von Füchse-Torhüter Konstantin Straßburg pariert, danach brachen alle Dämme und die wilde Meisterfeier der Füchse Berlin nahm ihren Lauf.