„Jeder Einzelne wollte!“ begann Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel sein Statement nach dem Spiel. „Der Druck über 60 Minuten hat gefehlt“, war ein Teil von Lommels Analyse der Niederlage. Auch ohne diesen Druck aufzubauen, konnten die Füchse in der ersten Halbzeit sogar weitgehend mit den Gästen Schritt halten. In der Abwehr waren die Füchse besser aufgestellt als die Gäste aus Niedersachsen. Diese kamen mit der offensiven Füchseabwehr nur schwer klar, ihre eigene Verteidigung am Kreis behagte den Füchsen dagegen etwas besser.
Doch die Füchse konnten aus diesem taktischen Vorteil kein Kapital schlagen. In der Abwehr war kein Wille zu erkennen, es fehlte der Kampf gegen einen grundsätzlich ebenbürtigen Gegner. Selbst wenn in der
Abwehr Ballgewinne erzielt wurden, scheiterten die Füchse meist frei vor dem Burgdorfer Torhüter Jörg Uwe Lütt oder warfen gar am Tor vorbei. Bis zum Ende des Spiels musste Lommel mehr als 20 technische Ballverluste mit anschauen. „Es ist nicht neu, dass wir freie Bälle nicht lösen“, konnte er nur resigniert feststellen.
Bis kurz vor Ende der Halbzeit konnten die Füchse dennoch mit den Gästen mithalten, was vor allem an deren mangelnder Chancenverwertung lag. Zudem bot Carsten Ohle zwar keine überragende, aber auf jeden Fall solide Leistung und war seinem Gegenüber ebenbürtig. Bei einem
2-Tore-Rückstand nahm Lommel dann seine Auszeit 41 Sekunden vor Schluss
der ersten Halbzeit, um die Füchse optimal auf den letzten Angriff einzustellen. Doch statt zur Pause nochmals heranzukommen, wurde der Ball verspielt und Burgdorf befand sich im Angriff. Von der Situation
überrumpelte Berliner ließen Burgdorfs stärksten Spieler Robertas Pauzuolis ohne Bedrängnis aus elf Metern auf das Tor abziehen, er erhöhte damit Sekunden vor dem Pfiff auf drei Tore Vorsprung zum
13:16.
Doppelte Manndeckung stellte Burgdorf vor Probleme
Wer erwartet hatte, dass sich die Füchse wenigstens in der Halbzeitpause ihrer aktuellen Tabellensituation bewusst werden, die Wichtigkeit des Spiels erkennen und mit der nötigen Entschlossenheit in die zweite Halbzeit gehen, wurde bitter enttäuscht. Auch im zweiten Durchgang wurde von Beginn an emotionslos agiert und gleich zu Beginn
den Gästen ermöglicht, mit weiteren Toren gar auf 13:18 davonzuziehen.
Dabei war es Lommel sogar gelungen, die Burgdorfer vor ein weiteres Problem zu stellen. „Zeitweise in der zweiten Halbzeit mit der doppelten Manndeckung war es schwierig, die Spieler konnten sich nicht
lösen“ stellte Burgdorfs Coach Nei Cruz Portela fest. Die Trefferquote der Gäste reduzierte sich, doch statt des gebundenen
Pauzuolis traf nun Tomek Tluczynski. Wieder lag es am fehlenden Einsatz,
dass Berlin diese weitere Chance nicht nutzen konnte.
Bei Burgdorf spielte der 41-jährige Torhüter Lütt für den verletzten Gajic durch, der nur zu zwei Strafwürfen eingewechselt wurde. Ab der zweiten Halbzeit stand dann bei den Berlinern der acht Monate ältere Michael Krieter im Tor, beide Keeper hatten in den 80ern gemeinsam beim THW Kiel in einer Mannschaft gespielt. Doch auch „Pumpe“ Krieter konnte mit mehreren Paraden nicht dazu beitragen, den Abstand zu verkürzen, sondern nur eine höhere Niederlage verhindern. Einzig Pavel Prokopec konnte sich regelmäßig in die Torschützenliste eintragen, er erzielte allein die Hälfte der Berliner Treffer in der zweiten Halbzeit. Dabei war Prokopec nicht einmal im Vollbesitz seiner Kräfte, da ihn die Verletzung des Daumens seiner Wurfhand immer noch hemmte.
Burgdorf auch ohne Glanzleistung zum Sieg
Die Gäste waren dagegen viel variabler und nahezu jeder eingesetzte Spieler konnte sich mehrfach in die Torschützenliste eintragen. Fiel in der insgesamt auch nicht starken Mannschaft zunächst Christopher Nordmeyer auf, kam anschließend Robertas Pauzuolis besser in Fahrt, der zum besten Spieler der Partie avancierte. Am Ende gewann Burgdorf mit
30:23 verdient und deutlich. Dabei hatte Burgdorf keine besonders starke Leistung gezeigt, sondern profitierte vom fehlenden Kampfeswillen der Berliner.
Für Berlins Manager Bob Hanning war daher nach dem Spiel zunächst der
Blick nach Niestetal entscheidend. Der direkte Konkurrent im Abstiegskampf hatte unglücklich gegen Ahlen verloren, was Hanning wenigstens etwas beruhigte. Dennoch stehen die Füchse im Falle eines
morgigen Vareler Sieges nur einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. Vor dem
Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Usedom stehen sie damit unter dem Druck, auf jeden Fall gewinnen zu müssen. Eigentlich wollten Lommel und Hanning genau diesen Druck von der Mannschaft nehmen.
Füchse Berlin – TSV Hannover-Burgdorf 23:30 (13:16)
Füchse Berlin:
Ohle (1.-30., 9 Paraden), Krieter (31.-60. , 7 Paraden)
Prokopec 10/1, Roemling 4, Rose 4/1, Detlof 3, Hartensuer 2, Deffke,
Matz, Schücke, Pieper
TSV Hannover-Burgdorf:
Lütt (1.-60., 15 Paraden), Gajic (2 Siebenmeter, 1/1 Paraden)
Pauzuolis 7, Nordmeyer 6/2, Felixson 4, Deutsch 4, T. Tluczynski 4/1,
Kothe 3, Rui 2, Schwörke, Schmidt
Zuschauer: 826 im Horst-Korber-Sportzentrum
Schiedsrichter: Marcus Hohlwein, Jörg Michalzik
Zeitstrafen: 2:8 Minuten (Hartensuer - Felixson, Tluczynski T., Rui,
Schwörke)
Siebenmeter: 2/3 – 4/4 (Prokopec scheitert an Gajic)
Spielfilm:
0:1 (2.), 1:1 (3.), 1:2 (4.), 2:2 (4.), 2:4 (6.), 4:4 (8.), 4:5 (9.),
6:5 (11.), 6:7 (13.), 7:7 13.), 7:8 (14.), 8:8 (15.), 8:9 (15.), 9:9
(18.), 9:10 (19.), 10:10 (22.), 10:11 (23.), 11:11 (25.), 11:12 (25.),
12:12 (26.), 12:14 (28.), 13:14 (29.), 13:16 (HZ)
13:18 (33.), 14:18 (34.), 14:19 (35.), 15:19 (35.), 15:20 (36.), 16:20
(37.), 16:21 (38.), 17:21 (38.), 17:23 (43.), 19:23 (46.), 19:26 (51.),
20:26 (53.), 20:27 (53.), 21:27 (54.), 21:29 (55.), 22:29 (55.), 22:30
(56.), 23:30 (EN)