Genauso wie auch in der aktuellen Tabellenkonstellation lieferten sich die Füchse und der HSV einen ausgeglichenen Kampf. Silvio Heinevetter bekam diesmal den Vorzug vor Petr Stochl im Tor und zahlte das Vertrauen von Trainer Dagur Sigurdsson umgehend mit drei Paraden in der Anfangsphase zurück. Dessen Vorderleute überzeugten dazu im Rückraum, besonders die Eigengewächse Fabian Wiede und Paul Drux übernahmen die Verantwortung. Auf Seiten der Gäste war Weltmeister Kentin Mahé zu Beginn der auffälligste Akteur. Er überraschte mit einem Unterarmwurf die gut gestellte Abwehr der Füchse, spielte kurz darauf Henrik Toft Hansen sehenswert am Kreis an, wodurch ein leistungsgerechtes 5:5 nach zehn Minuten auf der Anzeigetafel aufleuchtete.
Mahé war es auch, der die erste Zeitstrafe des Spiels nach Foul im eigenen Kreis kassierte. Doch der HSV ließ sich trotz Unterzahl nicht beeindrucken und kam durch platzierte Rückraumwürfe weiterhin zum Torerfolg. Dementsprechend konnten die Füchse keinen Nutzen aus dem eigentlichen Vorteil ziehen, auch weil HSV-Torhüter Johannes Bitter immer besser in die Begegnung fand. Fast die Hälfte aller Berliner Würfe konnte der frühere Nationaltorhüter entschärfen. Gegen einen gut aufgelegten Linkshänder hatte aber auch Bitter kaum Abwehrchancen. Fabian Wiede setzte sich immer wieder in Szene, sprang des Öfteren am HSV-Block vorbei und traf bereits mit seinem fünften Tor zum 10:10 nach 23 Minuten.
Nun steigerte sich auch Silvio Heinevetter, nutzte den Passfehler der Gäste und leitete den Tempogegenstoß ein, sodass Fredrik Petersen die erneute Führung der Berliner erzielte. Genauso geistesgegenwärtig reagierte er kurz darauf, als die Zwei-Minuten-Strafe gegen Evgeni Pevnov ausgesprochen wurde und Hans Lindberg zum fälligen Siebenmeter antrat. Denn Heinevetter ließ auch diesmal die heimischen Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle jubeln, nachdem er mit der rechten Hand blitzschnell nach unten abtauchte. Vier Strafwürfe entschärfte Heinevetter in der ersten Hälfte insgesamt mit starken Reaktionen, zwei tiefe Würfe von Lindberg und einen von Mahé fischte er heraus.
Wenige Minuten vor der Halbzeitsirene standen Lindberg und Heinevetter abermals im Fokus. Diesmal allerdings wurde der Angriff des Dänen vom Zusammenprall mit den Nationaltorhüter überschattet - mit voraussichtlich ernsthaften Folgen. Lindberg musste mit schmerzverzehrtem Gesicht ausgewechselt werden. Der Däne schien sich eine Verletzung im Nierenbereich zugezogen zu haben und wurde die gesamte restliche Spielzeit in der Kabine behandelt und kurze Zeit später mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Dadurch fiel bei den Gästen einer der bisherigen Antreiber und Aktivposten aus. Hamburg kam danach aus dem Tritt, fand derweil keinen Raum im Angriff. Berlin nutzte die Schockstarre des HSV, auch weil Stefan Schröder für zwei Minuten auf die Strafbank musste, und setzte sich zur Halbzeit ab. Evgeni Pevnov kam am Kreis frei zum Wurf und erzielte den 13:10-Halbzeitstand.
Direkt nach Wiederanpfiff nutzten die Füchse Berlin ihre Überzahl weiter aus und erhöhten durch den zweiten Kreisläufer Jesper Nielsen auf einen Vier-Tore-Vorsprung. Adrian Pfahl holte derweil neben den allseits präsenten Mahé mit Einzelaktionen für die Norddeutschen die Kohlen aus dem Feuer und hielt den Rückstand in Grenzen. Allerdings überzeugten die Füchse im Kollektiv und strahlten von jeder Seite Torgefahr aus. Somit konnten die Hausherren die Vier-Tore-Führung halten, bei denen ein Akteur weiterhin herausragte: Fabian Wiede zog abermals von der halbrechten Seite nach innen und setzte am höchsten Punkt den platzierten Wurf in den Winkel. Dazu kam jetzt auch Petar Nenadic, der aus dem Zentrum die passive Abwehr der Hanseaten ausnutzte.
Allerdings konnten die Füchse nicht vorzeitig eine Entscheidung herbeiführen, dazu fehlte die letzte Konsequenz im Angriffsspiel. So blieb der HSV in Schlagdistanz, weil Pascal Hens mit drei Treffern aus der Mitte innerhalb weniger Minuten den Druck erhöhte und das Spiel seiner Mannschaft neu belebte. Die Gäste fanden nun mehr Lücken in der Füchse-Defensive, die zu spät gegen die Rückraumakteure Pfahl und eben auch Hens herausrückte. Plötzlich drohte die Partie zu Gunsten der Hamburger zu kippen, denen der Ausgleichstreffer lediglich vom eingewechselten Torhüter Petr Stochl verwehrt blieb. Im Gegenzug beendete wieder Petar Nenadic die Schwächephase der Füchse und erzielte das 24:22 (50.). Trotzdem hatte der HSV den Anschluss gefunden und hielt den Spielausgang zu diesem Zeitpunkt völlig offen.
Wieder war es Pascal Hens aus dem Rückraum, der sich den Wurf aus der Rückraummitte zutraute und fünf Minuten vor Schluss erneut auf einen Treffer verkürzte. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag: Die Füchse blieben an der Gäste-Abwehr hängen, Hamburg verlor den Ball in der anschließenden Angriffsbewegung, Pavel Horak nutzte dies wiederum zum Pass auf Fabian Wiede am Kreis. Aufgrund seiner Treffsicherheit in diesem Spiel zwang er Hamburgs Trainer Jens Häusler zur Auszeit. Dessen Ansage lief aber ins Leere, weil Adrian Pfahl ohne gegnerische Einwirkung auf dem Boden ausrutschte und somit wieder den Ball verlor. Ein schwerer Schlag für den HSV, der sich von diesem Dämpfer nicht mehr erholen konnte. Paul Drux und Jesper Nielsen profitierten von der offenen Defensive der Gäste und ließen die heimischen Fans bereits zwei Minuten vor Abpfiff den Heimsieg feiern.
Torschützen: Nenadic (8), Wiede (8/1), Drux (4), Petersen (3), Pevnov (3), Nielsen (2)