Petar Nenadic, der gegen den THW Kiel seit langer Zeit weniger als fünf Tore erzielte, zeigte sich gegen Gummersbach wieder in besserer Verfassung und markierte gleich den ersten Treffer des Abends. Auf der anderen Seite zeigte sich Julius Kühn ebenso stark aus dem zentralen Rückraum und glich postwendend aus. In der Folge bestimmten die hinteren Reihen das Geschehen, die die Begegnung mit 3:3 nach sechs Minuten gestalteten. Zunächst wechselte die Führung mehrfach. Doch dann hatte Gummersbach Probleme, durch den Mittelblock der Füchse zu kommen. Dadurch kamen die Hausherren zu Gegenstößen, die Willy Weyhrauch und Bjarki Elisson zum 8:6 (11.) nutzten. Die Fehler in der Offensive häuften sich beim VfL, auch weil Petr Stochl im Tor wieder mit mehreren Paraden glänzte. Der Torhüter lief diesmal als Kapitän für Berlin auf, weil sich Fredrik Petersen kurz vor dem Spiel verletzte.
Noch blieb aber die Begegnung offen, weiterhin zeigte Gummersbach Stärke im Rückraum. Drei Tore von Simon Ernst hielten die Gäste in Schlagdistanz, die auf eine 5:1-Formation umstellten. Julius Kühn ging auf den Ballführenden und erzeugte viel Druck, wodurch zunächst Ballgewinne resultierten. Daraus folgte auch das 9:9 (18.) durch Raul Santos sicher von der Siebenmeterlinie. Im Gegenzug foulte er aber den durchgestarteten Fabian Wiede am Kreis und bekam eine Zeitstrafe. Durch die Überzahl setzten sich die Hausherren langsam aber sicher ab. Vor allem weil die Füchse jetzt auch auf eine 5:1-Defensive umstellten, wurde der stark aufspielende Julius Kühn größtenteils aus dem Spiel genommen, wodurch Gummersbachs Optionen auf freie Würfe schwanden. Darüber hinaus zeigte Fabian Wiede für die Füchse gute Anspiele auf den Kreis, wo der junge Spanier Plaza Jimenez den Schweden Jesper Nielsen (Gehirnerschütterung) vertrat und zum 12:9 (21.) traf. Bis zum Seitenwechsel blieben die Füchse am Drücker, deren Aufwand meistens belohnt wurde. Petar Nenadic hatte wieder Selbstvertrauen getankt und sorgte mit einem frechen Heber beim Siebenmeter über Carsten Lichtlein für den 17:13-Halbzeitstand.
"Im Angriff hängt im Moment viel von Nenadic und Vukovic ab. Das ist schon eine echte Herausforderung für uns“, sagte VfL-Trainer Emir Kurtagic vor dem Spiel und musste schon nach der ersten Halbzeit anerkennen, dass gerade diese beiden kaum gestoppt werden konnten. Auch nach der Pause blieben die Berliner spielbestimmend. Vor allem weil Petr Stochl mit zahlreichen Paraden zur Stelle war. Der tschechische Nationalkeeper wehrte einen Tempogegenstoß und zwei Siebenmeter in Folge von dem ansonsten sicheren Schützen Raul Santos ab. Spätestens als Fabian Wiede per Schlagwurf das 21:14 (38.) erzielte, wurden die Weichen für die Hauptstädter auf Sieg gestellt. Die Euphorie bei den Füchsen stieg stetig. Als Petr Stochl auch den dritten Siebenmeter, diesmal von Mark Bult, parierte, kochte die Max-Schmeling-Halle. Bei Gummersbach zeigte aber Andreas Schröder aus dem Rückraum und Simon Ernst von der rechten Seite sehenswerte Treffer und hielten die Hoffnung der Gäste aufrecht. Nach 48 Minuten verkürzte der VfL auf 23:20, ehe Trainer Kurtagic die Auszeit nahm und seine Mannschaft trotz Zeitspiels richtig einstellte. Ein Pass von Kühn quer über das Feld auf Ernst folgte, welcher auf einmal komplett frei vor Petr Stochl stand und auf zwei Treffer verkürzte. Die Füchse hatten einen Bruch im Spiel erlitten und machten den VfL Gummersbach selbst stark. Sehr viele Ballverluste und Fehlwürfe verunsicherten zudem jene Akteure, die zuvor sicher im Abschluss waren. Plötzlich wusste Gummersbach um die Chance und kam durch einen Unterarmwurf von Magnus Persson sogar auf 23:22 heran (52.).
Somit war in der Schlussphase die Spannung zurückgekehrt. Diesmal fand Fabian Wiede aber den freistehenden Bjarki Elisson auf der Linksaußenposition, der mit seinem siebten Treffer nicht nur eine gute Leistung zeigte, sondern auch für Entlastung sorgte. Doch dann eskalierte die Situation beinahe. Simon Ernst sprang voller Eifer in den Innenblock, hatte aus Sicht vieler Zuschauer und Experten ein Stürmerfoul begangen, doch nach dem Pfiff der Schiedsrichter bekam Fabian Wiede die Rote Karte. Niemand wusste so recht, was passiert war, doch für den Nationalspieler war kurz vor dem Ende vorzeitig Schluss. Dazu wird im Nachhinein noch viel Gesprächsbedarf herrschen. Jetzt hielt es nur noch wenige auf den Rängen. Beide Mannschaften wurden extrem nervös und vergaben freie Würfe. Matthias Puhle, der für Lichtlein ins Tor wechselte, parierte mehrmals stark und Petr Stochl entschärfte erneut mit einer Glanztat den freien Wurf der Gäste. Doch dann kam Kent Robin Tönnesen, der zum 25:23 (59.) traf, allerdings im direkten Gegenzug verkürzte Simon Ernst wieder auf einen Treffer. Als Faruk Vrazalic mit dem letzten Angriff zum 26:24 traf, war die spannende Begegnung dann aber doch zu Gunsten der Füchse entschieden.
"Es trifft uns immer wieder im relativ gleichen Muster", fasst Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning zusammen. "Wir haben eine wirklich sehr gute erste Halbzeit gespielt, haben in der zweiten Hälfte unseren Vorsprung sogar auf sieben Tore ausbauen können, aber dann haben wir zu schnell zu einfach geworfen. Petar und Drago waren irgendwann müde, da fehlt dann irgendwann die Kraft", so Hanning weiter. "Wir haben noch sechs Wochen vor uns mit viele schweren Spielen, das wird eine schwierige Aufgabe. Jetzt müssen wir gucken, dass wir das gemeinsam lösen." Die nächste Partie findet bereits am Samstag, den 14. November, um 15 Uhr beim Bergischen HC statt.
Torschützen: Elisson (7), Nenadic (7), Vukovic (4), Wiede (2), Vrazalic (2), Weyhrauch (2), Tönnesen (1), Plaza (1)