Es ist im Profisport unvermeidlich, dass zum Saisonende Spieler verabschiedet werden müssen. Abschiede sind mit Erinnerungen verbunden und meistens schmerzhaft. Aber nur selten musste ein so großartiger Sportsmann und ganz besonderer Mensch verabschiedet werden wie dieses Jahr mit der Torhüter-Legende Petr Stochl.
Der heute 42-jährige Stochl wurde im tschechischen Pilsen geboren und stammt aus einer großen Sportlerfamilie. Vater, Bruder, Onkel - Fußball, Eishockey, Handball - in der Familie Stochl sind alle Sportarten vertreten und alle sind sie Torhüter. Petr entschied sich, wie sein ein Jahr älterer Bruder Jan, für den Handball. Bereits mit 22 Jahren gewann er in Tschechien den ersten Meistertitel, wechselte zwei Mal zwischen Clubs in seiner Heimatstadt Pilsen und der Hauptstadt Prag. 2004 zog es ihn dann für zwei Jahre zum französischen Club Istres Handball.
Der Tscheche war schon 30 Jahre alt, in dem Alter denken andere Profi-Sportler schon über ihr Karriereende nach, als er nach Berlin kam. Er war der Rückhalt der Aufstiegsmannschaft in der Saison 2006/07 und durfte danach alle großen Erfolge mit den Füchsen feiern. Als sein erster Vertrag bei den Füchsen auslief wunderte sich Stefan Kretzschmar damals im Rahmen einer Sport1-Übertragung, warum man so einen Mann gehen ließe. Was „Kretzsche" damals nicht wusste, eine Woche zuvor hatten Stochl und die Füchse einen 10-Jahres-Vertrag bis 2018 unterschrieben.
Und so war Petr Stochl bis letzten Sonntag mit 42 Jahren der älteste Profi in allen deutschen Mannschaftssportarten. Eigentlich könnte er noch problemlos weitermachen, aber er sagt selbst, dass man wissen müsse, wann es genug ist. Das zeichnet den Menschen Stochl aus, der nie durch Skandale oder Allüren auffiel, sich nie als Person in den Vordergrund stellte. Er war immer der Ruhepol der Mannschaft, hielt sich im Hintergrund und war genau dann da, wenn man ihn brauchte. Ein Sportler und ein Mensch, wie man es sich nur wünschen kann.
Děkuji pěkně, Petr!
Petr Stochl:
„Was soll ich nach so vielen Jahren in Berlin sagen? Ick bin ein Berliner! Ich war jetzt zwölf Jahre in Berlin, das war eine sehr lange und sehr intensive Zeit. Meine beiden Söhne haben eigentlich nur in Berlin gelebt, für die wird es jetzt richtig schwierig.
Ich erinnere mich noch, wie ich irgendwann als junger Spieler mit der tschechischen Nationalmannschaft in der Max-Schmeling-Halle gespielt habe. Ich habe damals als von der Halle geschwärmt und davon geträumt, dass ich einmal in so einer Halle spielen darf. Und dann ist es so gekommen ...
Berlin ist für mich weit mehr als nur eine Station in meiner Karriere. Es ist eine tolle Stadt, die meine zweite Heimat wurde. Ich bin einfach nur glücklich und sage vielen, vielen Dank an diesen Verein, seine Fans und die fantastische Unterstützung über all die Jahre."
Bob Hanning:
„Petr Stochl ist die einzige lebende Legende in unserem Club. Wir haben schon viele große Spieler wie Iker Romero, Torsten Laen und Conny Wilczynski verabschiedet. Aber wirklich keiner erreicht die Größe von Petr.
Er ist ein Muster an Ehrlichkeit, Beständigkeit und Einsatzwille. Er hat immer alle Entscheidungen zum Wohle des Vereins akzeptiert und sich immer zurückgenommen, auch wenn er manchmal ganz fest die Faust in der Tasche machen musste. Ich bin froh, dass wir ihn als Torwart-Trainer halten können, auch für den Nachwuchs.
Es war eine Ehre so lange mit ihm zu arbeiten."
Petr Stochl - 71
- Fuchs von 07/2006-06/2018
- 2. Handball-Bundesliga Nord: 34 Spiele
- DKB Handball-Bundesliga: 373 Spiele
- DHB-Pokal: 30 Spiele
- Super Globe: 9 Spiele
- VELUX EHF Champions League: 29 Spiele
- EHF-Pokal: 50 Spiele
- Pixum Super Cup: 1 Spiel