Im bisherigen Saisonverlauf hatte die Mannschaft vom Aufsteiger Füchse Berlin des öfteren Schwierigkeiten ins Spiel zu finden. Beim Auswärtsspiel bei der HBW Balingen-Weilstetten hätte sich dies bitter rächen können, handelt es sich beim Gegner doch um einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Zudem wusste Balingen erst am Mittwoch in Lemgo zu überzeugen und verlor nur knapp, im letzten Heimspiel brachten die Schwaben Meisterschaftskandidaten HSV Hamburg an den Rand einer Niederlage. Im heutigen Abstiegsduell trafen jedoch zwei Mannschaften aufeinander, die von Beginn an hochkonzentriert und kämpferisch engagiert zu Werke gingen. Nach der Verletzung vom Halblinken Toni Kern unter der Woche war Füchse-Coach Jörn-Uwe Lommel zwar auf dieser Seite geschwächt, auf Halbrechts lief dagegen zum ersten Mal in der Bundesliga Mark Bult für die Füchse auf. Im Pokalspiel in Düsseldorf nur teilweise einsatzfähig, erwies er sich in Balingen von Beginn an als der erwartete Leistungsträger.
Von ihrer Startschwäche liesen die Füchse sich dann auch nichts anmerken und starteten mit der etatmäßigen Startformation. Im Rückraum konnte damit Kjetil Strand das Spiel mit den beiden Ex-Nordhornern Mark Bult und Frank Schumann auf den Halbpositionen organisieren. Die Gäste präsentierten sich dann auch von Beginn an als laufstark und versuchten damit der offensiven Deckung der Balinger entgegen zu wirken. Es entwickelte sich damit das erwartete kämpferische Spiel mit dominanten Abwehrreihen. Auf Balinger Seite versuchten vor allem Felix Lobedank, Daniel Sauer und Wolfgang Strobel den Füchseangriff auszubremsen. Die Füchse hatten sich allerdings schneller auf die Unparteiischen Lars Schaller und Sebastian Wutzler eingestellt, so dass Stefan Kneer in der 13. Minute die erste Zeitstrafe kassierte.
Es folgte eine Zeitstrafe gegen Sascha Illitsch und Konrad Wilczynski nutzte die kurzzeitige doppelte Überzahl für den AUsgleichstreffer zum 8:8, nachdem die HBW zuvor einen 2:4-Rückstand in eine Führung umgemünzt hatte. In der Folge blieb die Partie bis zum Pausenpfiff offen, immer wieder konnten die Füchse eine Balinger Führung ausgleichen. Der zuletzt oft kritisierte Hany El Fakharany präsentierte sich mit einer kämpferischen Einstellung und zog dabei mehrfach den Unmut des Publikums auf sich. Allerdings profitierte er auch von einer persönlichen Leistungssteigerung und Anspielen von Mark Bult, der die Lücken in der offensiven Balinger Abwehr erkannte. Damit brachte er es am Ende auf sieben Treffern. Die Füchse im Spiel hielt allerdings der österreichische Nationalspieler Konrad Wilczynski, der jeweils beim 14:12 und beim 15:13 den Anschlusstreffer erzielte. Die Überraschung des Abends war allerdings Stefan Kneer, der immer wieder die Lücke suchte und Zug zum Tor bewies. Er sollte am Ende mit zehn Treffern die meisten Feldtore des Abends erzielen.
Füchse erobern Führung zurück, verpassen den Siegtreffer
Mit einem leichten Vorsprung von 16:15 aus der ersten Halbzeit kehrten die Gastgeber aus der Pause zurück. Ihr eigenes Überzahlspiel konnten die Balinger allerdings nicht nutzen, stattdessen glich Wilczynski in der 34. Minute wieder mit einem Strafwurf aus. Nun allerdings versuchte die HBW das Spiel zu kippen, innerhalb von zwei Minuten machten Stefan Kneer, Wolfgang Strobel und Chi-Hyo Cho aus dem 16:16 ein 19:16. Die Füchse wehrten sich zwar, scheiterten aber immer wieder an Milan Kosanovic, der seit der 18. Minute Milos Slaby im HBW-Tor ersetzte. Durch eine Zeitstrafe gegen Pavel Prokopec bereits in Unterzahl schaffte es Mark Bult den 17. Füchsetreffer zu erzielen und verhinderte einen größeren Rückstand. Zwar folgte noch eine Zeitstrafe gegen EL Fakharany und damit kurzzeitig eine doppelte Unterzahl, hier zeigten allerdings Detlof, Richwien, Schumann und Wilczynski ein sehr gutes Defensivspiel.
Nachdem die Balinger es verpasst hatten ihren Vorsprung auf vier Tore zu erhöhen, blieben die Berliner in Schlagdistanz. Deren Trainer Jörn-Uwe Lommel hatte sein Team optimal auf die Leistungsträger vorbereitet, so dass sich Martin Strobel und Chi-Hyo Cho nicht in Szene setzen konnten. Auch Daniel Brack, in der letzten Saison hatte er als Kapitän noch die Füchse in die erste Liga geführt, traf nur ein einziges Mal zum 21:19. Danach zogen die Füchse dann das Spiel an sich, einem Treffer von El Fakharany lies Wilczynski zwei Tore zur 21:22-Führung folgen, Cho war dazwischen bei einem Strafwurf an Stochl gescheitert. Jetzt waren es die Gäste, die vorlegten, denen es allerdings nach dem 2:4 nie mehr gelang den Vosprung auf zwei Tore zu erhöhen. Stattdessen blieb das Spiel ausgeglichen und die Hausherren glichen regelmäßig aus, Stefan Kneer blieb dabei wichtigster Torschütze.
Hatte Jörn-Uwe Lommel in der 57. Minute beim 26:26 die Auszeit genommen, tat dies Dr. Rolf Brack beim Stand von 27:28 knapp 40 Sekunden vor Spielende. Beide Trainer versuchten jeweils die Taktik ihres Gegenübers zu unterwandern und ihre Mannschaft auf die Schlussphase eines bis zum Ende offenen Spiels einzustellen. In den letzten Minuten wirkten beide Teams unkonzentrierter und fahrlässiger, so dass diese Auszeiten auch der Beruhigung dienten. Während es die Hausherren verpassten ihrerseits nochmals in Führung zu gehen, gelang es dem Aufsteiger nicht den Sack zu zu machen. Zu Beginn der letzten Spielminute hatte Wilczynski noch die Möglichkeit bei einem Tempogegenstoß seinen 12. Treffer zu erzielen, doch der Ball versprang auf dem Hallenboden. Stattdessen verwandelte Daniel Sauer den Strafwurf nach der eigenen Teamauszeit. Die Füchse versuchten zwar in den letzten 16 Sekunden noch den Siegtreffer zu erzielen, doch die letzte Chance durch einen Freiwurf von Mark Bult nach Ablauf der Spielzeit verfing sich in der Balinger Abwehr. Beide Mannschaften teilen sich am Ende die Punkte und stehen mit 6:18 Punkten damit auf den Plätzen 14 (Berlin, -33 Tore) und 15 (Balingen, -37 Tore).
Stimmen zum Spiel:
Jörn-Uwe Lommel (Trainer Füchse Berlin):
"Es war natürlich ein sehr emotionales und kampfbetontes Spiel teilweise sogar spielerisch gut. WIr sind natürlich sehr glücklich, dass wir den Punkt gewonnen haben. Wir haben uns nicht aus dem Konzept bringen lassen und sind ruhig geblieben."
in Bezug auf den RÜckstand nach 40 Minuten: "Da hatten wir Moral und die Mannschaft hat das getan, was ich von ih erwarte: Ruhe bewahren."
Dr. Rolf Brack (Trainer HBW Balingen-Weilstetten):
"Ich muss, vielleicht zur Überraschung einiger, sagen, dass ich auch mit dem Punkt glücklich bin. Wir sind am Donnerstag erst um halb acht morgens ohne Schlaf aus Lemgo zurückgekommen.
Die Füchse haben einen Weltklasse-Kreisläufer gehabt. Bei Konny Wilczynski würde ich auch sagen: das kann man nicht besser machen.
Das war mir schon vorher klar, dass unsere 3:2:1 egalisiert wird."
Bob Hanning (Geschäftführer Füchse Berlin):
"Wir waren nach der Blamage in Düsseldorf unter Druck. Die Leistung einzelner Spieler, die wir auch angesprochen haben, hat heute gezeigt, dass die Konzentration wieder stimmt.
Frank Schumann hat heute sein erstes gutes Bundesligaspiel gezeigt, seit er wieder in der Bundesliga angekommen ist. Er hat in Angriff und Abwehr das gespielt, was wir von ihm erwarten, das hat mich sehr gefreut."
HBW Balingen-Weilstetten - Füchse Berlin 28:28 (16:15)
HBW Balingen-Weilstetten:
Slaby (1.-18. Minute, 1 Parade), Kosanovic (18.-60., 13 Paraden)
Kneer 10, Lobedank 4, Cho 4/3, Saur 2, W. Strobel 2, M. Strobel 2, Herth 1, Ettwein 1, Brack 1, Bürkle 1, Trost, Illitsch, Feliho
Füchse Berlin:
Stochl (1.-23.+31.-60., 10/1 Parade), Vortmann (23.-30., 3 P.)
Wilczynski 11/4, El Fakharany 7, Schumann 4, Prokopec 2, Strand 1, Detlof 1, Richwien 1, Bult 1, Stelmoas, Murawski, Hartensuer, Boese
Zeitstrafen: 10:10 Minuten (Kneer, Sauer, W. Strobel, M. Strobel, Illitsch - Schumann, El Fakharany 2x, Prokopec 2x)
Siebenmeter: 5/6 - 4/4 (Cho scheitert an Stochl)
Schiedsrichter: Lars Schaller und Sebastian Wutzler
Spielfilm:
2:3 (5.), 5:5 (10.), 8:8 (15.), 10:10 (20.), 13:12 (25.), 16:15 (HZ),
19:17 (35.), 20:18 (40.), 21:21 (45.), 23:23 (50.), 25:25 (55.), 28:28 (EN)