Der große Traum vom ersten Deutschen Meistertitel lebt weiter. Im Spitzenspiel am 31. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga hat der Tabellenführer Füchse Berlin den direkten Konkurrenten MT Melsungen (vor dem Spiel punktgleich) mit acht Toren Unterschied aus der mit 9000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle geschossen. Der 37:29-Heimsieg setzte ein riesiges Ausrufezeichen im Kampf um den Titel. Die Kasseler Teilstädter sind bei drei noch zu spielenden Partien nun auf zwei Punkte distanziert, der SC Magdeburg lauert mit einem Zähler Rückstand.
Überragender Mann beim FINAL4-Teilnehmer der Machineseeker EHF Champions League war mal wieder der dänische Welthandballer Mathias Gidsel. Der 26 Jahre alte Rückraumrechte beförderte das Spielgerät ganze 15-mal in das gegnerische Netz. Tim Freihöfer (8), Lasse Andersson (6) und Fabian Wiede (5) steuerten ebenfalls einige Tore bei. Zwischen den Pfosten drehte Dejan Milosavljev erneut auf und parierte zehn Abschlüsse der Melsungener, womit er den Fuchsbau ein um das andere Mal zum Beben brachte.
Dejan Milosavljev parierte direkt die ersten beiden Abschlüsse der MT Melsungen, sein Vordermann Nils Lichtlein brachte die 1:0-Führung für die Füchse Berlin (2.). Nach einem technischen Fehler im Angriff der Gastgeber parierte ihr serbischer Torhüter erneut, verhinderte die Gäste-Führung und servierte stattdessen für Mathias Gidsel, der zum 2:1 traf. In einer weiter hart umkämpften Anfangsphase brachten Lasse Andersson und Tim Freihöfer die Gastgeber immer wieder in Front, Letzterer von Außen und vom Siebenmeterstrich aus. So auch Gidsel mit einem sehenswerten Dreher um MTM-Keeper Adam Morawski herum.
Nachdem Gidsel eine starke Abwehraktion zeigte, konnte Fabian Wiede aus der eigenen Hälfte ins leere Tor die erste Zwei-Tore-Führung herstellen. Dank einer weiteren Milosavljev-Parade erhöhte Lasse Andersson auf 10:7 für die Füchse (18.). Dies veranlasste Melsungens Coach Roberto Garcia Parrondo dazu, die erste Auszeit zu ziehen. 9000 Zuschauer in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle rasteten auf den Rängen aus, wo auch Bundestrainer Alfred Gislason und Ex-Fuchs Hans Lindberg Platz nahmen. Wiedes Tor und Steal, welchen Gidsel ausnutzte, zauberten nach 20 Minuten ein 12:7 auf die Anzeigetafel, Gidsel legte nach Milosavljevs achter Parade noch einen obendrauf. Weil die Lust auf mehr blieb, ging es mit einem 18:12 in die Halbzeit.
Den 3:1-Lauf zu Beginn des zweiten Durchgangs inklusive gehaltenem Abschluss von Milosavljev vollendete Hakun West av Teigum mit seinem Treffer zum 21:13 (34.). Mit einem Knaller an den Pfosten sorgte auch Andersson wenig später für Freude im Fuchsbau. Wie groß auch bei Vorsprung der Wille der Füchse Berlin an diesem Tag war, zeigte beispielhaft die 38. Minute: Gidsel scheiterte erst mit seinem Abschluss, stahl dann aber den Ball in der gegnerischen Hälfte sofort wieder und verwandelte dieses Mal. Wiede gelang kurz darauf ebenfalls eine Steal-Tor-Kombination und der Hauptstadt-Club verwaltete seine klare Führung eindrucksvoll.
Einmal mehr hatten in der 48. Minute die beiden herausragenden Akteure ihre Finger im Spiel: Erst parierte Milosavljev, im Tempogegenstoß vollendete Gidsel. Unter voller Bedrängnis spielte Lichtlein auf Berliner Seite dann seinen ehemaligen Jungfüchse-Kollegen Freihöfer überlegt auf Linksaußen an, welcher eiskalt einnetzte. Bis zum Ende blieben die Füchse gallig und schenkten auch nicht eine Aktion her, sodass es am 31. Spieltag ein 37:29-Heimsieg wurde. Auch Lasse Ludwig zeichnete sich noch samt Doppelparade und gehaltenem Siebenmeter aus. An diesem Sonntag müssen die Mannen von Trainer Jaron Siewert in Stuttgart beim vom Abstieg bedrohten TVB ran. Am kommenden Donnerstag gastiert der VfL Gummersbach im Fuchsbau (Tickets sind hier erhältlich), ehe sonntags das letzte Saisonspiel bei den Rhein-Neckar Löwen ansteht.
Trainer Jaron Siewert: „Der Start ins Spiel war eher Melsungen-like. Es sind nicht viele Tore gefallen. Da müssen wir ehrlich sein: Wir hatten in Dejan Milosavljev einen sehr starken Rückhalt. Er hat sehr viele freie Bälle pariert und uns damit im Spiel gehalten. Dann haben wir einen 6:0-Lauf hingelegt, weil wir in unser Tempospiel gekommen sind. Als wir das erste Mal mit sechs Toren in Führung waren, kam dann bei uns auch eine gewisse Leichtigkeit auf. In der zweiten Hälfte war es das Spiel, das wir wollen: mit Tempo und schnellen Gegenstößen agieren. Das ist uns mit Bravour gelungen. Das war ein sehr dominanter Auftritt über die letzten 40 Minuten hinweg. Wir haben über die Abwehr und über unser Tempospiel versucht, unsere Spielphilosophie durchzudrücken. Ich bin mega happy, dieses Topspiel so bestritten zu haben.“
Vorstand Sport Stefan Kretzschmar: „Vielen Dank an die Halle. Das ist fantastisch, wenn man sieht, wie die Euphorie immer mehr wächst. Man hat in den letzten Tagen auch medial gemerkt, dass es das absolute Topspiel ist. Die Jungs und wir alle waren sehr angespannt. Das ist auch gut – das hat uns zu einer Höchstleistung getrieben. Dass Melsungen taktisch stark ist, haben sie heute gezeigt. Aber der Wille unserer Abwehr, egal auf welcher Position, war prägend für dieses Spiel, inklusive einer tollen Torhüterleistung. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich noch den Namen Mathias Gidsel erwähnen soll. So einem Spieler zuschauen zu dürfen, ist eine Augenweide und ein Geschenk für uns. Heute war es auch wieder sein Spiel. Trotzdem gehört dazu immer eine Mannschaft, die absolut gezeigt hat, wozu sie in der Lage ist und was sie dieses Jahr erreichen möchte.“
Füchse Berlin: Ludwig (4 Paraden), Milosavljev (10); Wiede (5), Darj, Prantner, Štrlek, Andersson (6), Nils Lichtlein (2/1), Gidsel (15), Freihöfer (8/4), Langhoff, Beneke, Grüner, Herburger, av Teigum (1), Marsenic.
MT Melsungen: Morawski (8 Paraden/1 Tor), Carsten Lichtlein; Enderleit (5), Balenciaga (4), Mandic, Sipos, Kristopans (3), Ignatow, Moraes Ferreira (4), Jonsson (4), Arnarsson, Cavalcanti (1), Svensson, Eickhoff, Kastening (6/4), Barrufet (1).