Die Machineseeker EHF Champions League ist für den Deutschen Meister und Finalisten der vergangenen Saison mit einem großartigen Erfolg gestartet. Die Füchse Berlin haben sich vor allem im zweiten Durchgang mächtig gesteigert, deutlich mehr Kaltschnäuzigkeit bewiesen und am Ende sogar die 40-Tore-Marke auswärts geknackt. Dass der Rückstand zur Halbzeit gedreht werden konnte, lag auch an einer erneut tollen Vorstellung des Torhüters Lasse Ludwig. Obwohl sein Gegenüber Ivan Pesic (elf Paraden) eine noch bessere Bilanz aufwies, glänzte der ehemalige Jungfuchs nach seiner Einwechslung mit insgesamt neun Paraden und einer Quote von 31 Prozent.
Beim ersten Sieg unter dem neuen Trainer Nicolej Krickau brachte auch Tim Freihöfer im zweiten Spielabschnitt Schwung mit. Sein siebter Treffer setzte vom Siebenmeterstrich den Schlusspunkt. Bester Werfer gegen den HBC Nantes war Mathias Gidsel mit zehn Toren, auch Rechtsaußen Hákun West av Teigum zeigte sich mit sechs Treffern in Trefferlaune. Famose 24 Torerfolge in den letzten 30 Minuten sorgten für Klarheit im Duell Zweiter gegen Dritter der Vorsaison. In der H Arena zu Nantes war einmal mehr eine klangvolle Stimmung vorzufinden, die die Füchse mit spielerischer Klasse hin und wieder leiser werden ließen.
Zu Beginn durfte der 40 Jahre alte Nantes-Routinier Valero Rivera Folch vom Siebenmeter ran und verwandelte. Nachdem Ivan Pesic Mathias Gidsels erste Versuche parierte, erhöhten Nicolas Tournat und erneut Rivera Folch auf 3:0. Nach gut sechs Minuten war es Tim Freihöfer vom Strich aus, der den ersten Treffer für die Füchse Berlin markierte. Weil Dejan Milosavljev anschließend seine Premierenparade feierte, verkürzte sein serbischer Landsmann Mijajlo Marsenić auf 2:3 (7.). Nach einem technischen Fehler der Franzosen glich erst Gidsel aus, Marsenić drehte die Partie nach Steal von Hákun West av Teigum (4:3, 9.). Nach Fehlwürfen auf beiden Seiten hatten die Gastgeber in der stimmungsvollen und ausverkauften H Arena leicht die Nase vorn, was das Ergebnis in der Anfangsviertelstunde anging.
In der 16. Minute konnte Gidsel dann einmal wieder die Füchse in Führung bringen. Mit viel Durchsetzungsvermögen und Willenskraft konnte Tobias Grøndahl eine Duftmarke setzen (21.). Nach einem scheinbaren Offensivfoul Aitor Ariños zog Nantes erstmals zwei Tore davon. Der Spanier war es dann aber auch, der den nächsten Ball im gegnerischen Netz unterbrachte – für ihn ebenfalls der erste Treffer Berliner Trikot auf internationalem Parkett. Auf das leere Tor glich der fünfmalige Champions-League-Sieger aus, nach technischem HBC-Fehler war es av Teigum, der auf 16:15 für die Gäste stellte (27.). Lasse Ludwigs erste Parade in Unterzahl konnten seine Vordermänner nicht nutzen, sodass der Vorjahres-Halbfinalgegner wieder ausgleichen konnte. Weil die Füchse-Offensive eine Minute vor der Halbzeit zu ungeduldig war, konnte Nantes zur 17:16-Führung vollenden und mit knappem Vorsprung in die Kabine gehen.
Mit Geduld fand Gidsel nach dem Seitenwechsel Marsenić, der den zweiten Durchgang eröffnete. Aymeric Minne, der im kommenden Sommer zur SG Flensburg-Handewitt wechselt, konterte allerdings. Eine schöne Finte verschaffte wenig später Fabian Wiede den nötigen Platz, um sein erstes Tor zu feiern. Ludwigs nächste Parade veredelte Gidsel zum 20:19 für die Füchse. In einer temporeichen Phase trugen sich auch Freihöfer und Nils Lichtlein in die Torschützenliste ein. Ersterer brachte die Füchse nach erneuter Ludwig-Tat zwei Treffer in Front. Freihöfers langer Pass auf Wiede und dessen Kaltschnäuzigkeit stellten die Drei-Tore-Führung her, 24:21 (36.). Es war der achte Treffer innerhalb von sechs Minuten. Lasse Andersson sorgte mit einem Geschoss aus der zweiten Reihe für Aufsehen.
Innerhalb von 16 Minuten des zweiten Durchgangs erzielten die Berliner genau so viele Tore wie in der gesamten ersten Hälfte – die Effektivität vor dem gegnerischen Gehäuse verbesserte sich enorm. Indes blieb Ludwig zwischen den Füchse-Pfosten in bestechender Form, sodass auch kleinere Schönheitsmakel im Offensivspiel ohne Bestrafung blieben. Dank des 40:34 sind die ersten beiden Punkte in der neuen Saison verbucht. Am kommenden Donnerstag, 18. September, steht das erste Heimspiel in der Machineseeker EHF Champions League an. Ab 18.45 Uhr ist Aalborg Håndbold zu Gast in der Max-Schmeling-Halle, Tickets sind hier verfügbar. Nun geht der Weg für die Mannen um Kapitän Max Darj allerdings direkt morgen nach Nordrhein-Westfalen. Mit Zwischenquartier in Düsseldorf steht am Sonntag, 14. September, in der DAIKIN Handball-Bundesliga von 15 Uhr an die Auswärtspartie beim VfL Gummersbach an.
Trainer Nicolej Krickau: „Erst einmal sind wir sehr froh, dass wir es geschafft haben, in der Machineseeker EHF Champions League auswärts zwei Punkte geholt zu haben. Ich finde, das war eine überragende Reaktion nach dem Magdeburg-Spiel. Grundsätzlich bin ich mit zwei Sachen super zufrieden: Erstens, dass wir zurück in unser Tempospiel gefunden haben. Dabei hat es enorm geholfen, dass Lasse im Tor sehr stark gehalten hat. Die veränderte Struktur im Angriff hat in der zweiten Halbzeit zudem einen großen Unterschied gemacht, auch für Mathias‘ und Nils‘ Möglichkeiten. In der Abwehr lief noch nicht alles glatt, aber wir haben absolut gekämpft. Jetzt geht es weiter.“
HBC Nantes: Pesic (11 Paraden), Biosca Garcia (5); Minne (4), Yoshida (1), Tarrafeta Serrano (3), Rivera Folch (7/7), Nyateu (2), Avelange Demouge, Ovnicek (1), Tournat (4), Bos (4), Gaber, Leopold (3), Abdi (2), Odriozola Yeregui (3), Wenkegheu Tchambou Mouko.
Füchse Berlin: Ludwig (9 Paraden), Milosavljev (2); Wiede (3), Darj, Prantner, Andersson (4), Ariño (2), Grøndahl (1), Lichtlein (2), Gidsel (10), Freihöfer (7/3), Langhoff (1), Herburger, av Teigum (6), Marsenić (4).