Eine ganz besondere Stimmung war an diesem 16. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga garantiert, der Donnerstagabend hatte auf vielen Ebenen einiges zu bieten. So auch, dass der dänische Halblinke Simon Pytlick gegen seinen künftigen Club antrat, 2027 wechselt er zu den Füchsen Berlin. An seinem 25. Geburtstag beschenkte er sich derweil selbst mit einer tollen Vorstellung. Seine elf Treffer (bester Werfer der Partie) waren maßgeblich für das 40:39 (22:22) der SG Flensburg-Handewitt. Beim 79-Tore-Spektakel tat er seinen zukünftigen Teamkollegen mächtig weh, die in den Schlusssekunden die Chance auf den Ausgleich ausließen.
In einer insgesamt hart umkämpften Partie mit einigen Eins-gegen-Eins-Duellen und hohem Tempo gab es kaum Verschnaufpausen. Die einzige nahm sich die Füchse-Offensive, die von der 45. bis zur 51. Minute ohne eigenen Treffer blieb – womöglich ein Knackpunkt in der intensiven Begegnung zweier Mannschaften, die vor dem Spieltag nur ein Punkt im Tableau trennte. Nichtsdestotrotz kämpfte sich das Team um die Rückkehrer Dejan Milosavljev und Nils Lichtlein (beide nach Verletzung) zurück, zuvor wechselte die Führung ständig. Eine Punkteteilung wäre vielleicht gerechter gewesen, doch auch diese Niederlage müssen die Berliner nun schnell abhaken.
Das waren die 60 Minuten
Zum Auftakt traf Geburtstagskind Simon Pytlick ins Schwarze. Noch ist er im Trikot der SG Flensburg-Handewitt unterwegs, ab 2027 läuft er dann für die Füchse Berlin auf. Für jene hatte Mathias Gidsel mit lädierter Schulter die passende Antwort. Der nun 25 Jahre alte Pytlick zeigte mit dem 2:1, dass er seinem zukünftigen Arbeitgeber nichts schenkte, und schenkte ihnen stattdessen wieder einen ein. Hákun West av Teigum glich aber schnell aus, wie auch später Tobias Grøndahl vom Siebenmeterstrich. Als ein technischer Fehler unterlief, konnten die Gastgeber in Schleswig-Holstein auf zwei Tore davonziehen. Nach gut acht Minuten meldete sich Dejan Milosavljev erstmals mit einer Parade an, der Torhüter kehrte nach seinen Adduktorenproblemen sofort in die Startsieben zurück. Als Max Darj in der Abwehr stark agierte, Gidsel den Ball klaute und av Teigum einschweißte, stellten die Hauptstädter auf Ausgleich. In der 11. Minute war es wieder der färingische Rechtsaußen, der nach Milosavljev-Parade auf 8:7 stellte.
Nachdem die SGF die Partie wieder drehen konnte (14.), hatte Matthes Langhoff eine gute Reaktion. Während Lasse Andersson weiterhin fehlte, mischte das Eigengewächs auch offensiv mit. So auch Nejc Cehte, der seinen ersten Treffer für die Füchse markierte. Kurz darauf feierte auch Nils Lichtlein nach der Verletzungspause sein Comeback auf der Platte. In der 19. Spielminute traf der deutsche Nationalspieler. In einem umkämpften und offensivstarken Duell konnten die Füchse wieder ausgleichen, schafften den kompletten Turnaround allerdings nicht. Beispielsweise Grøndahl scheiterte vom Strich am starken Kevin Møller (25.). Gut zweieinhalb Minuten vor dem Seitenwechsel sorgte Gidsel dann aber endlich für die Führung, 20:19. Direkt drehten die Flensburger den Spielstand aber erneut. Wenige Sekunden vor der Sirene brachte av Teigum den 22:22-Halbzeitstand.
Aus der Kabine kommend konnten die Füchse den ersten Angriff nicht erfolgreich beenden, sodass Flensburg-Handewitt in Front ging. In einer hitzigen Partie wechselte die Führung Anfang der zweiten Halbzeit fast minütlich. So erzielte Tim Freihöfer das 26:25 (37.). Sein nächster Treffer, nachdem schon Grøndahl traf, stellte kurz darauf auf Plus zwei. Eine Weile konnte der Deutsche Meister beim Sieger der EHF European League die Oberhand behalten, doch 16 Zeigerumdrehungen vor dem Ende der Begegnung brachte Emil Jakobsen die SG wieder voran – per doppeltem Treffer sogar auf Plus zwei. Bei 31:33 aus Sicht der Berliner blieb Grøndahl eiskalt beim Siebenmeter.
Während die Schlussviertelstunde anbrach, haperte es allerdings ordentlich im Angriffsspiel des Hauptstadt-Clubs, sodass sich die Hausherren in der stimmungsvollen GP Joule Arena auf vier Tore absetzen konnten, 36:32. Das Minus fünf verhinderte Lasse Ludwig zunächst, der zum Ende hin zwischen die Pfosten sprang, aber weil vorne fünf Minuten lang gar nichts ging, musste er es kurz darauf doch schlucken. Um zum Schluss hin defensiv einen Erfolg zu verbuchen, ließ Trainer Nicolej Krickau mit Manndeckung agieren – mit Erfolg. Im Sieben-gegen-Sechs verkürzte Langhoff auf 37:39 (57.). Wahnsinnig wichtig: eine gute Minute vor dem Schluss stahl Aitor Ariño den Ball und netzte auf das leere Tor zum 39:40 ein. Beim letzten Angriff hatten die Berliner die Chance auf den Ausgleich, doch ein Abschluss blieb aus – die Niederlage hatte Bestand.
In nur drei Tagen ist bereits Zeit für Wiedergutmachung. Mit dem 17. Spieltag wird die Hinrunde der DAIKIN Handball-Bundesliga beschlossen. Dann empfangen die Füchse an diesem Sonntag, 14. Dezember, ab 16.30 Uhr die HSG Wetzlar in der heimischen Max-Schmeling-Halle.
Tickets sind hier erhältlich.
Stimmen und Statistiken
Trainer Nicolej Krickau: „Ein Riesenglückwunsch an die SG. Am Ende müssen wir akzeptieren, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Aktuell ist es mein Gefühl, dass die individuelle Qualität von Simon Pytlick, Marko Grgić und Lasse Møller heute zu viel für uns war. Wir haben nie richtig in die Kooperation zwischen Abwehr und Torhüter gefunden. Dort haben wir keine Kontrolle bekommen, und wenn doch, war die SG geduldig. Mit der offensiven Abwehr hatten wir am Ende ein paar positive Erlebnisse. In der letzten Aktion hat uns aber die Geduld gefehlt. Das ist ärgerlich. Moralisch und kämpferisch bin ich aber zufrieden mit meiner Mannschaft.“
Linksaußen Aitor Ariño: „Diese Niederlage ist natürlich hart, auch weil wir am Ende die Chance auf den Ausgleich hatten. Es war ein intensives Spiel, beide Teams haben stark gespielt. Wir hatten viele Probleme mit Simon Pytlick. Im Endeffekt haben wir gut gekämpft, deshalb bin ich stolz auf unsere Mannschaft. Wir haben zwar Fehler gemacht, aber alles gegeben. Nun müssen wir uns erholen, weniger Fehler machen und wollen gegen Wetzlar gewinnen.“
SG Flensburg-Handewitt: Burić (7 Paraden), Kevin Møller (3); Pytlick (11), Golla (3), Krikeløkke, Grgić (6), Tønnesen (3), Jørgensen, Horgen, Volz, Jakobsen (8/4), Knutzen, Blagotinšek, Novak (5), Lasse Møller (4).
Füchse Berlin: Ludwig (3 Paraden), Milosavljev (10); Darj, Ariño (1), Grøndahl (8/6), Lichtlein (2), Gidsel (7), Freihöfer (2), Cehte (1), Pichiri, Langhoff (6), av Teigum (8), Günther, Marsenić (4).