Zehn Sekunden vor der Schlusssirene machte Miklos Rosta das 31:31 für Dinamo Bucuresti. Die Füchse Berlin gingen schnell nach vorne und Mijajlo Marsenić wurde siebenmeterwürdig gefoult, was die Schiedsrichter nach Videobeweis auch anerkannten. Vom Strich aus blieb Tobias Grøndahl eiskalt, verwandelte zum Heimsieg und seine Mitspieler rannten auf ihn zu. Ekstase pur, auch für die 6517 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle. Es war kein Halten mehr, und durch die zwei Punkte hat der Hauptstadt-Club die Tabellenführung in Gruppe A der Machineseeker EHF Champions League verteidigt.
Es war der vierte Sieg im vierten Spiel der aktuellen Königsklassen-Saison. Die Füchse bleiben ohne Verlustpunkt und grüßen von ganz oben, vor allem wegen einer kämpferischen Leistung und der mentalen Stärke. Während sich alle hineinwarfen, überragte Mathias Gidsel einmal mehr mit elf Toren. Bei 100 Prozent Wurfquote überzeugte auch Hákun West av Teigum. Das Torhüter-Gespann funktionierte ebenfalls, Dejan Milosavljev und Lasse Ludwig waren in wichtigen Momenten zur Stelle, so auch gleich zu Beginn in Person des Serben.
Mit einer Parade startete Dejan Milosavljev im Tor der Füchse Berlin die Partie, sein Teamkollege Mathias Gidsel markierte die erste Bude. Weil Dinamo Bucuresti weiter keine Treffer erzielte, auch wegen eines starken Blocks von Matthes Langhoff, erhöhten Hákun West av Teigum und erneut Gidsel auf 3:0 (4.). Letzterem überreichte der EHF-Präsident Michael Wiederer vor der Partie die Auszeichnungen als bester Rückraum-Rechts und MVP bei den EHF Excellence Awards. Seine Truppe hatte im Anschluss jedoch Probleme im Abschluss, sodass die Gäste aus Rumänien in der achten Spielminute zum 4:4 ausgleichen konnten. Infolgedessen gingen die Füchse immer wieder in Führung, doch Bukarest konterte – bis zur Minute 14. Dann war es Andrii Akimenko, der von Rechtsaußen sogar die erste Dinamo-Führung brachte.
Tobias Grøndahl und Lasse Andersson drehten den Spielstand aber postwendend, Kapitän Max Darj stellte auf 12:10 (17.). Nach zwischenzeitlichem Rückstand konnte erst Andersson einen Ball klauen und später hatten die Berliner einen Siebenmeter, konnten jeweils aber nicht die Führung zurückerobern. Die Erlösung: Ein Steal von Darj in Überzahl. Während Bukarest-Coach Paulo Pereira den Torhüter aus dem Kasten nahm, hatte Fabian Wiede im Tempogegenstoß nämlich leichtes Spiel. Während der nächste deutsche Angriff fehschlug, war es Milosavljev mit einer wichtigen Parade. Wiede netzte trotz harter Zweikampfführung seines Gegenspielers ein (15:14, 25.). Dennoch konnten die Rumänen wieder die Oberhand gewinnen, sodass die Berliner mit einem 16:18-Rückstand in die Kabine gingen.
Aus der Halbzeit kamen die Füchse fulminant, ein Doppelschlag von Grøndahl und Gidsel brachte den Ausgleich. Nach der Parade des nun zwischen den Berliner Pfosten stehenden Lasse Ludwig warf Tim Freihöfer das 19:18 (33.). In einem Spiel mit vielen Wendungen ging Bukarest wieder in Führung, Freihöfer machte das 20:20. Obwohl er über zu Boden gerissen wurde, konnte Gidsel dann im anschließenden Spielzug den nächsten Treffer machen. In der weiteren Phase blieb es ein hart umkämpftes Spiel. Nachdem Freihöfer und Gidsel scheiterten, war Ludwig zur Stelle, um den Zwei-Tore-Rückstand zu verhindern. So blieb es beim 24:25 aus Füchse-Sicht eine Viertelstunde vor dem Ende, eine heiße Schlussphase schien anzustehen – und sie wurde es.
Bukarests Keeper Ionut Ciprian Iancu war mit einer Paradenquote von bis dato fast 50 Prozent eine extreme Hürde für den Deutschen Meister. Dinamo ließ die Berliner durch einfache Offensivfehler aber immer wieder am Leben. Wichtig, dass Grøndahl in der 52. Minute beim Siebenmeter die Nerven behielt, Ludwig im Anschluss wieder die Finger an den Ball bekam und dann Freihöfer zum 27:27 einschweißte (54.). Zweieinhalb Minuten vor Schluss zeigte der Wechsel auf Milosavljev Wirkung, er parierte, nach Anspielfehler rettete Gidsel den Ball im Angriff vor dem Rollen ins Aus, Andersson traf. Weil Dinamo noch einmal einen Torerfolg verbuchte, stand es zehn Sekunden vor der Schlusssirene Unentschieden.
Die Schiedsrichter gaben nach Videobeweis dann beim 60:00 Minuten noch einmal Siebenmeter für die Füchse Berlin: Grøndahl blieb cool, und seine Mitspieler stürmten auf ihn zu. Das 32:31 war der vierte Sieg im vierten CL-Spiel. Schon in drei Tagen kommen die Füchse Berlin bereits wieder in der Max-Schmeling-Halle zusammen. Gegner in der DAIKIN Handball-Bundesliga ist dann am Sonntag, 12. Oktober, ab 16.30 Uhr der Aufsteiger GWD Minden. Tickets sind hier erhältlich. In der Machineseeker EHF Champions League wartet ebenfalls das nächste Heimspiel: In einer Woche am Donnerstag, 16. Oktober, gegen Kolstad (20.45 Uhr, zum Ticketshop).
Trainer Nicolej Krickau: „Es war sehr intensiv. Unsere Abwehr und unser Rücklauf in den letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit waren katastrophal. Dadurch waren wir hinten. In der zweiten Halbzeit sind wir besser in der Abwehr, verwerfen vorne aber zu viel. Am Ende sind wir aber mega cool. Das ist klasse, dass wir im Fokus geblieben sind, obwohl nicht alles perfekt war. Am Ende war es ein wichtiger Sieg und hat uns alle gefreut, aber wir analysieren, warum es davor nicht so gut gelaufen ist.“
Spieler Matthes Langhoff: „Viel intensiver kann ein Spiel nicht sein. Es war viel Härte drin, es war immer Pari-Pari, weil wir auch viele Bälle verwerfen. Wichtig war aber auch, dass wir Moral gezeigt haben. Jetzt machen wir weiter. Das Ende war vielleicht das schönste Gefühl im Handball, auch wenn man es lieber hat, wenn man das Spiel früher entscheidet. Emotional war es so aber etwas ganz anderes.“
Füchse Berlin: Ludwig (5 Paraden), Milosavljev (5); Wiede (2), Darj (1), Andersson (3), Ariño, Grøndahl (5/2), Gidsel (11), Freihöfer (5), Langhoff, av Teigum (4), Günther, Marsenić (1).
Dinamo Bucuresti: Iancu (13 Paraden), Bellahcene (1); Vujovic (5), Nistor (1), Buzle, Ladefoged (1), Veitia (2), Negru, Pascual (1), Langaro (5), Stanciuc, Rosta (5), Akimenko (7), Pelayo (1), Lumbroso (3), Militaru.