Noch nie hatten die Deutschen beim Club aus der portugiesischen Hauptstadt gewonnen. „Das wollen wir ändern“, sagte Trainer Nicolej Krickau vor der Partie am 7. Spieltag der Machineseeker EHF Champions League – und seine Mannen taten dies. Im Pavilhao Joao Rocha gewannen die Füchse Berlin an Krickaus 39. Geburtstag mit 38:37 (20:19) gegen Sporting CP. Beide Mannschaften bestachen durch viel Tempo und einer enormen Offensivkraft, was sich im torreichen Ergebnis widerspiegelte. Zu Beginn wechselte die Führung immer wieder, als sich die Füchse allmählich absetzten, schlugen die Hausherren immer wieder zurück und blieben bis zum Ende ganz nah an den Berlinern dran.
Als Lasse Andersson, der zuvor mit schönen Toren auf sich aufmerksam gemacht hatte, zwei Minuten vor dem Ende die rote Karte sah, mussten die Deutschen an diesem Donnerstagabend noch einmal um die zwei Punkte bangen, doch den ersten Sieg bei Sporting ließen sich Mathias Gidsel und Co. nicht nehmen. Der dänische Welthandballer war mit 13 Toren der beste Werfer an diesem Abend. Die Füchse Berlin haben einen historisch guten Start in die Königsklasse hingelegt und alle ihre Gruppen-Hinrundenspiele gewonnen. Nach sieben Spielen und 14:0 Punkten steht der Deutsche Meister mit drei Zählern Vorsprung auf Aalborg an der Tabellenspitze.
An seine tollen Leistungen der vergangenen Tage knüpfte Dejan Milosavljev direkt mit einer Parade an. Im Gegenstoß erzielte Hákun West av Teigum das 1:0 (1.). Die weitere Anfangsphase war ausgeglichen, Tobias Grøndahl und Mathias Gidsel legten für die Berliner Gäste im Pavilhao Joao Rocha nach. Wegen des ersten Füchse-Fehlwurfs konnte Sporting nach knapp sieben Minuten erstmals in Führung gehen. Die portugiesischen Gastgeber konnten sich dann ein wenig absetzen, Francisco Costa erzielte das 9:6 (11.). Sein Bruder Martim traf kurz darauf ebenfalls, doch Gidsel und Lasse Andersson mit einem kräftigen Wurf konterten. Als Sporting CP dann ein wenig anbot, konnten es die Füchse nicht ausnutzen. Weil aber immerhin das Tempospiel funktionierte, glich Gidsel zum 12:12 aus (18.).
Weil sich Lasse Ludwig nach seiner Einwechslung direkt mit zwei Paraden auszeichnete, führten die Füchse plötzlich mit zwei Toren, welche Aitor Ariño und Matthes Langhoff brachten. Der junge Keeper in den Reihen der Berliner verhinderte dann auch den Ausgleich der Portugiesen, Grøndahl mit Wucht und Gidsel mit Tempo stellten jeweils wieder den alten Abstand her. Zweieinhalb Minuten vor der Halbzeitsirene war es aber geschehen: Sportings Offensivpower brachte den Ausgleich zum 18:18. Andersson gab die Antwort, doch die Gastgeber stellten wieder auf Pari-Pari. Mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr war es aber wieder der dänische Halblinke mit einer echten Unterarm-Fackel in den Knick, der den 20:19-Halbzeitstand herstellte. Ein torreicher Durchgang eins.
Nach dem Seitenwechsel war es wieder Andersson, der den Ball einschweißte. Weil Edney Silva Oliveira dabei jedoch ungestüm eingriff, war Sporting in Unterzahl. Gidsel stahl dann das Spielgerät und traf auf dem Boden liegend zur Drei-Tore-Führung in das verwaiste SCP-Tor, 22:19 (32.). Eine Steal-Treffer-Kombination Anderssons erhöhte sogar auf Plus vier. Während die Gastgeber ein wenig herankamen, blieb Grøndahl zweimal vom Siebenmeterstrich aus eiskalt, was dem Selbstvertrauen der gesamten Mannschaft half. Kurz darauf sorgte Gidsel für ein Highlight, in der er ansatzlos einnetzte, 30:27 (44.). Als die Hausherren drauf und dran waren, auf einen Treffer heranzukommen, unterlief ihnen ein technischer Fehler. Grøndahl wieder sicher vom Strich stellte auf 31:28 (46.).
Als Langhoff für ein Defensivfoul die Zeitstrafe erhielt, blieb Milosavljev, der dann wieder zwischen den Pfosten stand, Sieger im Siebenmeterduell. Zu Beginn der letzten zehn Minuten markierte Andersson mit einem schicken Dreher das 34:31. Mit sehr viel Durchsetzungsvermögen am Kreis gegen zwei Gegenspieler legte Marsenić einen obendrauf. Statt auf Plus fünf zu stellen, kassierten die Deutschen allerdings zwei Gegentore, sodass sie nur noch zwei Treffer in Front waren. Mit einer tollen Bewegung stoppte Grøndahl den kurzen Durchhänger. Dennoch war klar: Es wird eine spannende Schlussphase, spätestens als Andersson die rote Karte sah (58.). Quasi bis zum Ende waren die Berliner also in Unterzahl. Den entscheidenden Treffer markierte dennoch dann Gidsel, Ariño warf sich hinten noch in einen Abschluss und am Ende war es ein 38:37.
In weniger als 48 Stunden geht es für die Füchse Berlin derweil schon wieder auf die Platte. Nachdem am morgigen Freitag die Rückreise nach Deutschland inklusive anschließender Einheit in Füchse Town ansteht, gastiert der THW Kiel zum 12. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga am Samstag, 15. November, ab 18 Uhr in der Max-Schmeling-Halle. Die allerletzten Karten für das Topspiel sind hier erhältlich.
Trainer Nicolej Krickau: „Von außen betrachtet glaube ich, dass dieses Spiel große Werbung für unseren Sport war. Als Trainer war es ebenfalls atemberaubend, so viel Qualität auf dem Parkett. Am Ende sind wir sehr stolz, die zwei Punkte hier geholt zu haben in einer wahnsinnigen Atmosphäre. Es war unglaublich, wie gut Francisco Costa gespielt hat. Darüber hinaus bin ich sehr zufrieden damit, wie cool wir die Schlussphase angegangen sind.“
Spielmacher Tobias Grøndahl: „Es war ein tolles Spiel in einer tollen Atmosphäre. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen. Da war viel Tempo drin, einige Eins-gegen-Eins-Situationen mit hoher Geschwindigkeit. Natürlich war es ein hartes Spiel für uns, aber am Ende haben wir den Sieg eingefahren. Darüber sind wir sehr glücklich.“
Sporting CP: Kristensen, Aly Abdelmotaleb Aly; Silva Oliveira, Berlin, Álvarez Dominguez, Francisco Costa (12/1), Suárez Diaz (4), Gurri Aregay, Martínez Camí García, Salvador (1), Þorkelsson (6/4), Gassama Cissokho (2), Graça Monteiro (3), Moga, Martim Costa (9), Romero Holguin.
Füchse Berlin: Ludwig, Milosavljev; Darj (1), Andersson (8), Ariño (1), Grøndahl (8/4), Gidsel (13), Freihöfer, Reichardt, Pichiri, Langhoff (1), av Teigum (3), Günther, Gabriel Kofler, Schröder, Marsenić (3).