Wie kommt man eigentlich als österreichischer Ligaspieler in die Bundesliga?
Wilczynski: Gute Frage. Das habe ich einem Zufall zu verdanken. Damals spielte ich mit meinem Verein Bregenz in der Champions League gegen den SC Magdeburg. Und zufällig war Bob Hanning Augenzeuge dieses Spiels. Hanning war damals auf der Suche nach einem Linksaußen für die Berliner. Offenbar habe ich an jenem Tag so gut gespielt, dass er mir schon tage später ein Angebot unterbreitete. Für mich war das toll, weil es schon lange mein Ziel war, in der Bundesliga zu spielen.
Aber die Bundesliga-Zukunft der Füchse darf noch nicht als gesichert gelten. Auch wenn der Aufsteiger gegenwärtig nicht auf einem Abstiegsplatz liegt, so lief in dieser Saison dennoch nicht alles nach Wunsch.
Wilczynski: Das stimmt schon. Aber unser Ziel ist von allem Anfang an der Klassenverbleib gewesen. Daran hat sich natürlich bisher nichts geändert. Und da sind wir durchaus auf einem guten Weg. Was da sportlich in Berlin entstanden ist, ist in der Bilanz durchweg positiv.
Nicht nur sportlich. Auch die Resonanz in der einstigen Handball-Diaspora Berlin ist überwältigend.
Wilczynski: Das ist wirklich unglaublich. Es macht einen Riesenspaß, in der Max-Schmeling-Halle zu spielen, weil die Zuschauer mehr und mehr werden. Am Samstag gegen Magdeburg – dem Ostderby – werden wir ein volles Haus haben, wenn mehr als 7.000 Besucher zum Handball kommen. Das war doch vor zwei Jahren undenkbar. Schon Wahnsinn, wie schnell und rasant sich die Dinge entwickelt haben.
Und Sie dürfen sich gegenwärtig auch noch über die Spitzenposition in der Torschützenliste freuen.
Wilczynski: Das ist doch nur ein schöner Beigeschmack. So etwas ist mit weitgehend egal. Wichtig ist allein, das wir in der ersten Liga bleiben und den Klassenverbleib früh fixieren. Den anderen Dingen messe ich nicht allzuviel Bedeutung bei.
Die meisten Tore erzielten Sie vom Siebenmeterpunkt. Was macht einen zu einem guten Strafwurfschützen?
Wilczynski: Das ist bei jedem unterschiedlich. Für mich ist wichtig, vor dem Wurf nicht zuviel nachzudenken, sondern entspannt, voll konzentriert und selbstsicher an die Sache heranzugehen. Natürlich bereite ich mich auch mit Hilfe von Videoanalysen auf den jeweiligen gegnerischen Keeper vor.
Trifft es Sie eigentlich, dass Sie als bester Werfer in der stärksten Liga der Welt bislang nur wenig mediale Aufmerksamkeit erfahren?
Wilczynski: Immerhin: Sie interviewen mich doch gerade (grinst). Im Ernst: Solche Dinge brauchen Zeit. Und mir ist das nicht so wichtig. Handball ist ein Teamsport. Wenn wir als Mannschaft Erfolg haben, kann ich gut damit leben, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Das wird sich 2010 kaum vermeiden lassen, wenn die EURO in Ihrem Heimatland Österreich stattfindet. Böse Zungen behaupten, dass – wie bei den Fußballern – die österreichischen Handballer die sportlich schlechtesten Gastgeber in der EM-Geschichte sein werden.
Wilczynski: Diese Sorge ist berechtigt, wenn man von der nackten Papierform ausgeht. Aber wir haben durchaus ein paar gute Einzelspieler, aus denen sich eine brauchbare Mannschaft formen lässt. Und mit ein wenig Euphorie, die ich den Österreichern durchaus zutraue, könnten wir die Vorrunde überstehen, was ein wirklich großer Erfolg wäre.
Gibt es außer Ihnen noch Teamkollegen aus der Nationalmannschaft, die sich in den arrivierten Ligen Europas tummeln?
Wilczynski: Sicher. Allen voran Viktor Szilagyi, der beim THW spielt. Und das äußerst erfolgreich. Schließlich hat er mit den Zebras diverse große Titel gewonnen. Bei den Rhein-Neckar Löwen spielt David Szlezak. Und wir haben noch diverse andere junge Talente, die in anderen Ligen spielen sollten. Die österreichische Liga ist für internationales Niveau noch zu schwach.