Als ich mir gerade nochmals meine Kolumne vom letzten Montag angeschaut habe, dann musste ich selbst erkennen, wie dicht im Handball Glück und Trauer nebeneinander liegen. Letzten Montag musste ich mich ein wenig in Galgenhumor flüchten, konnte den Volleyballern zur Meisterschaft gratulieren. Im Handball gab es vor einer Woche nichts zu Feiern. Das sieht heute ganz anders aus. Was die Mannschaft gestern geleistet hat, dieser unbändige Wille und diese verschworene Einheit, damit haben sie das Unmögliche möglich gemacht. Wer das Spiel gesehen hat - und ich hoffe mal, das waren alle meiner Leser - der weiß welche Spieler ganz besonderen Anteil daran hatten. Und trotzdem werde ich keine Namen nennen, denn gestern war es das Team und der gemeinsame Wille, der uns den deutlichen Sieg gebracht hat.
Den Begriff Team will ich dabei keinesfalls auf die Mannschaft beschränken. Es war genauso die Halle, die ab dem ersten Moment hinter der Mannschaft stand. Schon seit einer Woche ausverkauft, ungeachtet des Hinspiels, unterstützten 9.000 Zuschauer fanatisch die Mannschaft und gaben ihnen die so wichtige Kraft. Zum Team gehören aber auch die weiteren Mitarbeiter und die vielen ehrenamtlichen Helfer, die den Spitzenhandball in Berlin erst möglich machen. Natürlich habe ich mich gestern über den Sieg und den Einzug ins Final Four nach Köln gefreut. Ich habe mich aber vor allem für die vielen Helfer, Fans, Zuschauer, Sponsoren im Umfeld gefreut, für alle gemeinsam war das die Belohnung für den unermüdlichen Einsatz.
Trotzdem dürfen wir das Alltagsgeschäft nicht vergessen, denn auch in der Liga können wir noch viel erreichen. Schon am Mittwoch haben wir den ersten Matchball, wenn wir den verwandeln, dann sind wir fast schon sicher wieder in der Champions League. Und das wird schwer in Mannheim bei den Rhein-Neckar Löwen. Der Gegner ist ganz schwer einzuschätzen, gerade weil die Leistung zu oft zwischen den Extremen schwankt. Einerseits den THW Kiel am Rande einer Niederlage und andererseits auch mal eine Niederlage bei einem abstiegsbedrohten Club, bei den Löwen ist wirklich alles geboten.
Am vergangenen Freitag sind sie im Halbfinale des EHF-Pokals ausgeschieden und haben damit ihre letzte Titelchance verspielt. Wie die Mannschaft das wegsteckt und damit umgeht, gerade vor eigenem Publikum, das wird sich am Mittwoch zeigen. Bei uns wird entscheidend sein, dass wir nach den verdienten Feierlichkeiten schnell wieder umschalten. Wir müssen dieses Erfolgserlebnis und das Selbstbewusstsein in positive Energie umwandeln. Mit der richtigen Konzentration und dem Willen und Teamgeist vom Sonntag sollten wir auch in Mannheim eine Chance haben.
Ihr Bob Hanning