Die Doppeltorschützen Igropulo und Lund trafen zum 5:2 nach fünf Minuten für die Berliner und kompensierten von Beginn an den Ausfall von Christophersen. Gebeutelt von Dauerverletzten wie Johannes Bitter oder Torsten Jansen fand der HSV Handball hingegen von Anfang an nicht wirklich ins Spiel. HSV Trainer Martin Schwalb hatte genug gesehen. Sein Angriffskonzept ging nicht auf – seine erste Auszeit folgte. Doch nicht nur die Offensivabteilung hatte einen unglücklichen Tag erwischt. Beim 9:3 traf gegen die Hamburger Defensive auch Füchse-Abwehrchef Denis Spoljaric.
Konstantin Igropulo hatte indessen einen starken Tag. Nicht nur, dass er nach zehn Spielminuten das 10:3 erzielte, sondern ebenfalls bei der Vorbereitung am Kreis sowie im schnellen Spiel nach vorn ragte der Russe in der ersten Halbzeit heraus. Da sich auf Seiten der Gäste noch keine Besserung bot, griff HSV-Trainer Martin Schwalb wenige Minuten später erneut zur Grünen Karte um Schlimmeres zu verhinden. Doch die Besserung sollte sich für die Gäste nicht einstellen, bei den Füchsen funktionierte an diesem Tag einfach alles und die Hamburger fanden kein Mittel die Angriffsvariabilität der Berliner einzuschränken. Allen drei Torhütern gab Martin Schwalb Einsatzzeiten, doch weder Beutler noch Tahirovic oder Herrmann konnten entscheidende Akzente setzen.
Die Füchse-Führung erhöhte sich somit Tor um Tor und nach 16 Minuten waren es beim 14:4 erstmals 10 Tore Vorsprung für die Gastgeber. Doch immer dann, wenn die Hamburger zum Torwurf kamen, war dort ein Silvio Heinevetter in Galaform, der den Erfolg im Abschluss verhinderte. Der Deutsche Nationaltorhüter hatte erneut einen Weltklassetag erwischt und hielt alles, was zu halten war. Auch Kapitän Torsten Laen biss für sein Team trotz Rückenproblemen auf die Zähne und machte sein bisher bestes Saisonspiel in der Offensive. Zur Halbzeit führten die Berliner mit 19:11, ein Vorsprung den nur elf aktive Füchse-Spieler auf das Parkett brachten. Aufgrund der vielen Blessuren hatte sich Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson noch alles offen gehalten und ließ gleich fünf Spieler hinter der Bank Platz nehmen. Mark Bult, Colja Löffler, sowie die Youngster Jan Piske, Paul Drux und Fabian Wiede standen dem Coach noch bereit.
Nach der Pause setzte Børge Lund den Torreigen fort und traf zum 20:11. Igropulo stellte erneut die zehn Tore Führung her und Ivan Nincevic legte sofort nach per Heber von Linksaußen nach. Michael Kraus hingegen schien der einzige Hamburger zu sein, der offensiv in den Bereich seiner Normalform vordringen konnte. Während sich die Frustration beim HSV immer mehr ausbreitete, hatten die Berliner sichtlich Spaß am Spiel und an ihrem komfortablen Vorsprung. Selbst Pascal Hens kam erst nach 41 Minuten zu seinem ersten Tor des Spiels zum 26:16. Pevnov und Laen konterten zum 28:16. Schwalb versuchte indessen mit neuen Instruktionen sein Team anzutreiben.
Zwölf Minuten vor Ende der Partie gab Dagur Sigurdsson dann den beiden Jungfüchsen Fabian Wiede und Paul Drux ihre Chance. Im linken und rechten Rückraum sorgten die beiden Talente aus der Nachwuchsabteilung für Entlastung und machten eine gute Figur. Fabian Wiede nutzte seine Chance und überzeugte mit einer souveränen Abwehrleistung, zwei schönen Pässen und einem eigenen Treffer. Auch wenn Paul Drux letztlich das Wurfglück fehlte, sorgte er mit dafür, dass der HSV den Abstand nicht verkürzen konnte. Bis zum Ende des Spiels pendelte sich die Führung der Hauptstadthandballer vor 8.639 Zuschauern auf zehn Tore ein. Stehende Ovationen von den Füchse-Fans ließen die letzten Minuten unwichtig erscheinen, denn entschieden war diese Bundesliga-Partie bereits spätestens zehn Minuten vor dem Ende. Die Füchse Berlin setzen sich mit dem 37:27 Erfolg wieder vier Punkte vor den HSV und bleiben in der Spitzengruppe im Kampf um den direkten Champions-League-Platz.
Torschützen Füchse Berlin: Lund (7), Igropulo (6/3), Laen (6), Nincevic (5), Romero Fernández (4), Sellin (3/1), Pevnov (2), Jaszka (1), Wiede (1), Löffler (1), Spoljaric (1)
Torschützen HSV Hamburg: Kraus (7), Lindberg (5/1), Petersen (5), Schröder (4), Hens (2), Duvnjak (2), Lijewski (1), Flohr (1)
Zuschauer: 8.639
Zeitstrafen: 3/3
Stimmen zum Spiel:
Martin Schwalb (Trainer HSV Handball)
„Glückwunsch an die Füchse, das war ein deutliches Ding. Wir sind schlecht reingekommen und haben nach 20 Minuten schon verloren. Wir hatten keine Aggressivität gegen die Rückraumspieler, die meist aus acht Metern warfen. In der zweiten Halbzeit haben wir gekämpft und unser Gesicht gewahrt. Letztendlich haben wir nur mit 10 Toren verloren, das hätte noch höher ausgehen können.“
Dagur Sigurdsson (Trainer Dagur Sigurdsson)
„Wir haben sehr gut gedeckt, das Spiel des Gegners gelesen und mit Gegenstößen bestraft und haben die Entscheidung früh herbeigeführt. Beide Mannschaften haben viele Verletzte, kein Wunder bei dem Pensum. Ich wusste gestern selber nicht, wer heute spielt. Ein Riesenkompliment an die Jungs, wie sie das bewältigt haben. Wir waren in Minsk sehr angeschlagen und ich hatte Angst, dass dies heute auch wieder passiert. Unsere medizinische Abteilung hat einen super Job gemacht, sonst hätte das auch anders aussehen können. Mittlerweile ist es sogar so, dass wir mit Lund und Igropulo selbst Sven Sören Christophersen ersetzen können. Das wäre in der letzten Saison tödlich gewesen.“
Bob Hanning (Geschäftsführer Füchse Berlin)
„Das war heute die Erfüllung meines persönlichen Traumes. Das gibt es immer wieder, heute hat alles gepasst. Das hat stark an das Champions League Viertelfinale gegen Ademar Leon erinnert. Schön dass heute Drux und Wiede zwei Jugendspieler über längere Zeit auf der Platte standen und ihre Aufgabe sehr gut gelöst haben. Wenn man das dann in der Kombination mit Sellin und Löffler sieht, ist das ein tolles Zeichen für uns.“