Wer die Handball-WM verfolgt, dem ist wohl auch die Überraschungsmannschaft aus Italien aufgefallen. Die Südeuropäer haben bei ihrer ersten Endrunden-Teilnahme seit 28 Jahren überzeugt und schieden erst als Vierter der Hauptrundengruppe 1 aus, schlugen sich jedoch deutlich besser, als viele erwarteten. Großen Anteil am Aufschwung hatte auch der Rechtsaußen und Siebenmeterschütze Leo Prantner. 37-mal war der 23 Jahre alte Südtiroler in sechs Partien erfolgreich, zehnmal davon vom Strich.
Seit 2023 ist er im deutschen Profihandball zuhause. Mit der HBW Balingen-Weilstetten spielte Prantner in der Vorsaison noch in der Bundesliga, in 24 Spielen warf er dabei 74 Tore. Im März 2024 zog sich der Außenspieler einen Kreuzbandriss zu, und kam für Balingen in der aktuellen Zweitliga-Saison deshalb nicht zum Einsatz. Umso erstaunlicher ist sein Senkrechtstart beim Weltturnier. In Zukunft wird er nicht in der zweiten Liga, sondern in der HBL auflaufen. Die Füchse Berlin haben Leo Prantner mit sofortiger Wirkung verpflichtet. In der Bundeshauptstadt erhält er einen Vertrag bis zum Sommer 2027 und wird künftig die Nummer 6 auf dem Trikot tragen.
Geboren ist Prantner in Südtirol und lief lange Jahre für seinen Heimatclub SC Meran auf. 2018 verschlug es ihn für ein Jahr in die Nachwuchsakademie der SG Flensburg-Handewitt. Daraufhin ging es zurück nach Meran. Nach zwei Saisons beim spanischen Verein Rebi Balonmano Cuenca ging es 2023 nach Deutschland zur HBW Balingen-Weilstetten. Für die italienische Nationalmannschaft kommt Prantner bislang auf 34 Einsätze. Das wohl beste: Bei der diesjährigen WM warf er im ersten Spiel gegen Tunesien zehn Tore und wurde zum Man of the Match gewählt.
Prantner schließt die Lücke, die durch das plötzliche Aus von Tobias Reichmann entsteht. Grund hierfür sind private Angelegenheiten beim 36 Jahre alten Rechtsaußen, die ein Weiterspielen nicht möglich machen. Die Füchse wünschen dem ehemaligen Nationalspieler nur das Beste, sowohl sportlich als auch privat.
Es war für ihn die Rückkehr in seine Heimat, und gleichzeitig spielte Reichmann erstmals in Berlin Handball. Als der Rechtsaußen im vergangenen Sommer bei den Füchsen Berlin anfing, entwickelte er sich sofort zu einem beliebten Mitspieler in der Truppe von Trainer Jaron Siewert. Gemeinsam meisterten sie die Rückkehr in die Machineseeker EHF Champions League, erzielten gute Ergebnisse in der DAIKIN Handball-Bundesliga und gewannen auch umgehend einen Titel.
Am Ende seines ersten Pflichtspiels für die Füchse reckte Reichmann mit seinen Mannschaftskameraden den Super-Cup-Pokal in die Höhe. Der 32:30-Sieg über den SC Magdeburg bot den perfekten Einstieg, es folgten unter anderem 15 Spiele in der HBL, wobei er 22-mal den Ball im Netz versenkte. In der EHF CL lief er achtmal für die Berliner auf, und warf dabei 28 Tore. Der Super-Cup-Einsatz und zwei Spiele im DHB-Pokal kommen hinzu, allerdings kein weiterer.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning: „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, Leo Prantner langfristig an die Füchse Berlin binden zu können. Er wird unser Angriffsspiel beleben und mit seiner unbekümmerten Art sicherlich Fans und Mannschaft begeistern.“
Leo Prantner: „Ich freue mich wirklich sehr, zu den Füchsen zu wechseln. In den Monaten, in denen ich verletzt war, habe ich viel und hart trainiert, um schnell wieder auf die Platte zurückzukehren. Ich bin total glücklich, weil die Füchse eines der besten Teams der Welt sind. Zudem spielen wir in der EHF Champions League, wodurch ich mir einen Traum erfülle. Mir tut die große Stadt Berlin gut, weil hier mehr Leben ist.“
Vorstand Sport Stefan Kretzschmar: „Es ist schade, dass Tobi aus persönlichen Gründen in der Rückrunde nicht für uns auflaufen kann. Auf Grundlage dieses Ausfalls bin ich froh, dass uns Leo Prantner unterstützt. Nicht zuletzt bei der WM hat er auf sich aufmerksam gemacht. Er ist ein talentierter Spieler mit vielen Wurfvarianten, seine Schlitzohrigkeit ist beeindruckend.“
Trainer Jaron Siewert: „Mit Tobi war es für beide Seiten eine schwierige Entscheidung. Sportlich wie auch menschlich ist es ein herber Verlust für die Mannschaft, aber das private Wohl steht über allem. Leo ist ein junger, aufstrebender Spieler und hat sein Potenzial bei der WM angedeutet. Er ist ein frecher Spieler, gut im Gegenstoß und aktiv im Abwehrspiel. Ich freue mich, mit ihm zusammenzuarbeiten.“