Mit den zwei Punkten, die im heimischen Fuchsbau geblieben sind, hat der Hauptstadt-Club die Tabellenführung in „der stärksten Liga der Welt“ verteidigt und die beste Ausgangslage, sich an diesem Sonntag erstmals zum Deutschen Meister zu krönen. Der Erfolg gegen den VfL Gummersbach unterstrich eine starke Heimbilanz: In der Max-Schmeling-Halle haben die Füchse Berlin kein einziges Spiel verloren. 33 von 34 möglichen Punkten holte das Team von Trainer Jaron Siewert in der Bundeshauptstadt mit den eigenen Fans im Rücken. Diese leisteten dem ehemaligen Kapitän Paul Drux, der während der Saison seine Karriere beenden musste, einen gebührenden Abschied vor 9000 Zuschauern.
Jene sahen beim 45:35 (22:15) am 33. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga eine erneute Glanz-Vorstellung von Mathias Gidsel. Der dänische Welthandballer traf elfmal und brach dabei seinen Feldtor-Rekord aus der HBL-Vorsaison. Sein Landsmann Lasse Andersson lieferte sieben Assists, Dejan Milosavljev wies acht Paraden auf. Damit haben die Füchse Berlin ihre Pole Position verteidigt und wären mit einem Auswärtssieg am Sonntag bei den Rhein-Neckar Löwen (15 Uhr) erstmals in der Vereinsgeschichte Deutscher Meister. Da die MT Melsungen am Vorabend gegen Lemgo lediglich Remis spielte, ist nach dem Heimsieg die Qualifikation zur EHF Champions League sicher, denn der Hauptstadt-Club ist nicht mehr von Platz zwei zu verdrängen. Auch gegen Gummersbach überzeugte der Tabellenführer mit einer abgeklärten Leistung, welche viel Spielwitz und Tempo bereithielt.
Nachdem die Füchse Berlin mit ihren ersten Angriffen keinen Erfolg fanden, ging der VfL Gummersbach mit 1:0 in Führung, Ellidi Snaer Vidarsson war der Torschütze. Welthandballer Mathias Gidsel ließ erstmals für die Gastgeber das Netz zappeln. Wenig später brachte Nils Lichtlein die Mannschaft von Coach Jaron Siewert, der vor dem Spiel zum „HBL-Trainer der Saison“ ausgezeichnet wurde, zum ersten Mal in Front (3:3, 5.). Der Spielmacher wird ab der kommenden Saison Neuzugang Tobias Grøndahl an seiner Seite wissen. Nachdem die Gummersbacher wieder vorlegten, warf der Ex-Fuchs Milos Vujovic beim Siebenmeter unter Füchse-Keeper Dejan Milosavljev hindurch, allerdings landete der Ball an der Latte. Im Gegenzug erzielte Lasse Andersson mit einem Kraftwurf das 5:4 (11.).
Allmählich konnten sich die Berliner absetzen, Tim Freihöfer besorgte nach 16 Minuten die erste Drei-Tore-Führung. Kurz zuvor setzte sich Lichtlein stark durch. Doch ansonsten war Gummersbachs Torhüter Dominik Kuzmanovic oft zur Stelle, nicht aber, als Hakun West von Rechtsaußen traf. Besonders: Geschäftsführer Bob Hanning gab vor dem Spiel in der Halle die vorzeitige Vertragsverlängerung des Färingers bis 2028 bekannt. Milosavljev konnte um die 20-Minuten-Marke herum mit mehreren Paraden glänzen. Als sich Lukas Herburger am Knöchel verletzte, wies Gidsel seine Teamkollegen darauf hin, dass es auf der Platte weitergehe: Er ging mit gutem Vorbild voran und traf zum 15:10 (22.). Und die weiteren Füchse zogen mit, in die Kabine ging es mit einem deutlichen 22:15. Den Treffer dafür erzielte Fabian Wiede, nachdem in der Abwehr Freihöfer einen Steal verbuchte und seinen Teamkollegen bediente.
Während VfL-Akteur Mathis Häseler den ersten Treffer in Durchgang zwei markierte, konterte dies Max Darj mit einem schicken Heber im Fallen für die Füchse. Kurz darauf machte sich Milosavljev ganz groß in der Luft und fischte einen Abschluss von Gummersbachs Kristjan Horzen. Dessen Mitspieler und ehemalige Jungfuchs Miro Schluroff machte es in der 35. Minute besser. Bereits nach 40 Minuten warfen die Berliner in Person von Lichtlein den 30. Treffer, Matthes Langhoff legte einen obendrauf. Der Hauptstadt-Club verlor den Spaß am Spiel auch weiterhin nicht.
Eine Viertelstunde vor dem Spielende machte Gidsel dann den Zehn-Tore-Vorsprung perfekt, 36:26. Wahnsinn: Mit seinem zehnten Treffer in dieser Partie überbot er seinen eigenen HBL-Feldtor-Rekord aus der Vorsaison, indem er seinen 264. Saisontreffer erzielte. Während im Rund „Oh wie ist das schön“ angestimmt wurde, beendeten die Berliner die Partie mit 45:35. Am Samstag geht es in Richtung Mannheim, wo bei den Rhein-Neckar Löwen die erste Deutsche Meisterschaft erreicht werden soll.
Trainer Jaron Siewert: „Das Spiel hat ähnlich wie gegen Melsungen begonnen. Die ersten zehn Minuten lief noch nicht alles rund bei uns. Nachdem wir dann aber ein paar Paraden von Dejan Milosavljev bekommen haben, ins Tempospiel gekommen sind und das erste Mal mit vier Toren geführt haben, war die Bremse gelöst. Riesen Respekt an die Mannschaft: 45 Tore in einem Bundesligaspiel zu werfen, in dem es um alles geht ist überragend. Das war unglaublich, was wir auch heute wieder auf die Platte gebracht haben.
Der Hauptact ist immer das Spiel und da haben wir mit Bravour bestanden. Wir wollten aber allen, die den Verein verlassen, die nötige Bühne geben und sie mit der Atmosphäre in der Halle gebührend verabschieden. Das ist uns gelungen, das ist den Zuschauern gelungen, das ist allen gelungen, die heute hier dran mitgewirkt haben. Wir sind natürlich mega happy, den Schritt Richtung Finale am Sonntag gemacht zu haben.“
Füchse Berlin: Ludwig (1 Parade), Milosavljev (8); Wiede (3), Darj (3), Prantner (1), Andersson (6), Lichtlein (4), Gidsel (11), Freihöfer (3), Langhoff (5), Beneke (1), Grüner, Herburger, av Teigum (5), Marsenic (3).
VfL Gummersbach: Kuzmanovic (5 Paraden), Obling (6); Vidarsson (1), Kodrin, Vujovic (3), Köster (5), Blohme (4), Häseler (2), Einarsson (6), Schluroff (6), Tskhovrebadze (4), Mahé (1), Pregler, Horzen (3), Zeman.